Ende der Zirndorfer Einkaufsmisere?

1.1.2019, 21:00 Uhr
Nahversorgung, die auch Menschen mit Behinderung unterstützt: Nach diesem Prinzip arbeiten so genannte Cap-Märkte, wie dieser in Roth-Eckersmühlen.

© Archiv/Schmitt Nahversorgung, die auch Menschen mit Behinderung unterstützt: Nach diesem Prinzip arbeiten so genannte Cap-Märkte, wie dieser in Roth-Eckersmühlen.

Die frisch gegründete WBG-Tochter will verstärkt im Wohnungsneubau aktiv werden. Da wäre es auch sinnvoll, noch einige Gedanken an die Nahversorgung in der Nordstadt zu verschwenden, finden Wolfram Schaa und Walter Schäfer von der Grünen-Fraktion im Stadtrat. Ihre Anregung: Um die seit Jahren bestehende Einkaufs-Misere in dem Wohnviertel hinter dem Zirndorfer Bahnhof zu beheben, könnte ein Cap-Markt angesiedelt werden. Etliche ältere Menschen leben in der Nordstadt, sie wären darauf angewiesen, auf fußläufigem Weg zu bekommen, was sie zum täglichen Leben brauchen.

Beschäftigte mit Handicap

Cap-Märkte verfolgen das Ziel, Menschen mit Behinderung außerhalb von Werkstätten in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Bis zur Hälfte der Beschäftigten dieser Einkaufsmärkte sind Menschen mit Behinderung. Weil die Betreiber von Cap-Märkten nur Arbeitsstätten für behinderte Menschen oder Integrationsbetriebe sind, seien diese Läden eher klein dimensioniert, so dass sie ausschließlich als Nahversorger dienen, erläutert Walter Schäfer. Die benötigte Verkaufsfläche von 350 Quadratmetern und 150 Quadratmetern für Nebenflächen ließe sich nach Meinung der Grünen auch in der Nordstadt zur Verfügung stellen.

Die Verbrauchermärkte des Cap-Konzeptes kooperieren mit Edeka, Regie führt die in Stuttgart ansässige gdw süd, die Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen. Sie ist ein genossenschaftlicher Zusammenschluss anerkannter Einrichtungen der Behindertenarbeit mit 26 000 Mitarbeitern, deren Ziel es ist, langfristige Arbeitsplätze für Menschen mit Handicaps zu schaffen und zu sichern. Seit 1999 hat sie ausgehend vom baden-württembergischen Herrenberg 104 Cap-Märkte in Deutschland angesiedelt, in denen rund 1555 Beschäftigte — davon rund 850 mit Behinderung — einen neuen Arbeitsplatz gefunden haben.

"Starkes Signal"

Würde sich der Stadtrat Zirndorf hinter den grünen Wunsch nach einem Cap-Markt für die Nordstadt stellen und die Stadt oder die WBG zwecks Standortanalyse mit der gdw süd in Kontakt treten, "wäre das ein starkes Signal" — auch für die Suche nach einem Träger des Marktes vor Ort, meint Wolfram Schaa. Denkbar wären ein Sozialverband wie Awo, Diakonie oder die Lebenshilfe.

In der Vergangenheit scheiterte die Ansiedlung eines Supermarktes oder Discounters in der Nordstadt stets an der geforderten Verkaufsfläche von mindestens 600 Quadratmetern. Abgesehen von einem Café mit Bäckerei, einem Geschenkeladen und einem Gemüsehandel in den Geschäftsräumen der Neuen Mitte in der Nordstadt und dem mobilen Metzger, der einmal in der Woche dort Station macht, sieht es mau aus mit Einkaufsmöglichkeiten.

WBG-Geschäftsführer Timo Schäfer weiß um die Problematik. Der Anregung der Grünen steht er aufgeschlossen gegenüber. Er habe ihnen bereits zugesichert, den Kontakt zur gdw süd zu suchen, sagte er auf Nachfrage der FN, allerdings sei der bis dato noch nicht zustande gekommen.

Keine Kommentare