Entsetzliche Angriffe: Fürth gedenkt der Pogrom-Opfer

8.11.2019, 12:45 Uhr
Entsetzliche Angriffe: Fürth gedenkt der Pogrom-Opfer

© Foto: Thomas Scherer

"Können Sie sich vorstellen, was in uns vorgeht, wenn jetzt wieder unsere Synagogen geschändet werden?" fragte der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Yukhym Mashevskyy, die rund 300 Versammelten am Synagogenplatz. Der Anschlag vor einem Monat auf die Synagoge in Halle überschattete die Fürther Gedenkveranstaltung an die Pogromnacht 1938.

Und Oberbürgermeister Thomas Jung räumte nach den Eindrücken der jüngsten Thorun-Reise ein: "Fürth war eine Täterstadt – hier wie in Polen". Der nach Thorun strafversetzte Fürther Nazi-OB Franz Jakob hatte, den Holocaust dort maßgeblich vorangetrieben. Zuvor war er Drahtzieher der Zerstörung der Fürther Hauptsynagoge vor 81 Jahren, die den Beginn der systematischen Judenvernichtung ausgerechnet in einer Stadt markierte, die jüdischen Wohltätern viel verdankt.

Im Frühjahr, so Jung, soll am nahen Löwenplatz ein Gedenkstein für die ebenfalls systematische verfolgten Sinti und Roma eingeweiht werden. "Wichtig ist das permanente Eintreten gegen Rassismus", sagte der über der "Geste des Verzeihens" der heutigen jüdischen Gemeinde Fürths dankbare und beschämte OB.

Frustriert von der scheinbaren Tatenlosigkeit des Staates gegenüber dem neuen rechtsextremen Terror gab sich der Sprecher des veranstaltenden Bündnisses gegen Rechts, Niklas Haupt. Er befürchtet, dass das Motto der Gedenkstunde: "Nie wieder!" zur Phrase verkommt. Gegen die Mutlosigkeit forderte Mashevskyy: "Wir müssen zusammen ein neues Deutschland aufbauen."

Eines, in dem die Menschlichkeit nicht mit Füßen getreten wird, ergänzte Dekan André Hermany, und eines, in dem Frauenrechte nicht erneut torpediert werden, meinte die Antifaschistin Julia Ingold. "Lassen Sie sich nicht mundtot machen", rief Hermany den Versammelten zu. "Wir müssen unsere Werte verteidigen", mahnte Fürths der Integrationsbeiratssprecher Antonius Kerlidis.

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