Er suchte "Action": Lange Haft für Fürther Feuerteufel

8.8.2017, 19:45 Uhr
Er suchte

© Foto: ToMa

Am 1. September 2015 ging Armin L. (Name geändert) nachts um ein Uhr nach Hause und legte an einer Bushaltestelle Feuer – der Beginn einer Brandserie, die zum Crescendo anschwellen sollte: Bis Juni 2016 zündelte der arbeitslose Heranwachsende (21) in Kellern, Treppen und im Dachgeschoss von Wohnhäusern; er setzte dort gelagerte Müllsäcke in Brand und brachte Menschen in Lebensgefahr.

Wie es sich anfühlt, wenn das Dach brennt und das eigene Heim durch Hitze, Rauch und Löschwasser ruiniert wird, schildert ein Familienvater (44) vor der Jugendkammer I des Landgerichts Nürnberg-Fürth: Er weint, als er sich erinnert, wie Feuerwehrleute am 16. Februar, kurz nach Mitternacht, an seiner Tür klingelten – er selbst hatte noch nicht bemerkt, dass in dem Mietshaus, in dem er mit seiner Frau und seinem zehnjährigen Sohn lebte, der Dachstuhl brannte.

In jener Nacht hatte Armin L. zwischen 23.30 und 0.15 Uhr erst auf dem Dachboden eines Hinterhauses in der Waldstraße einen Gelben Sack angezündet. Der Dachstuhl brannte nahezu vollständig aus - und das Feuer breitete sich über ein Abwasserrohr im ganzen Haus aus. Nur wenige Minuten später setzte Armin L. auch das Vorderhaus in Brand. 18 Bewohner befanden sich im Haus.

Ein kleines Mädchen, so schildert der Familienvater im Zeugenstand, kam mit einer Rauchgasvergiftung ins Klinikum. Und seine eigene Familie, über Nacht obdachlos geworden, musste monatelang bei Verwandten campieren. Auf dem hart umkämpften Wohnungsmarkt war keine Mietwohnung zu finden, nun stottert der Familienvater ein Reihenhaus, 30 Kilometer von Fürth entfernt, ab. Seine Papiere, die Steuerunterlagen, so vieles sei zerstört, er musste alles neu beschaffen, der kleine Sohn lebe nun weit entfernt von seinen Freunden.

Am 22. März gefährdete Armin L. das Leben von 13 Bewohnern eines Mehrfamilienhauses in der Theaterstraße. Dort zündelte er gegen drei Uhr nachts. Glücklicherweise kam ein junger Mieter erst in den frühen Morgenstunden nach Hause – als ihm im Treppenhaus Rauchwolken entgegen quollen, stürmte er in den dritten Stock und weckte seine Eltern. Barfuß und im Schlafanzug rannten sie um ihr Leben.

In der Wohnung eines anderen Anwohners schrillte der Rauchmelder. Alle Hausbewohner konnten sich in Sicherheit bringen, doch mehrere Mieter, darunter auch ein fünf Wochen altes Mädchen, erlitten Rauchgasvergiftungen.

"Und warum all das?"

"Und warum all das?" hält ein Zeuge dem Angeklagten verzweifelt vor – und bekommt doch keine Antwort.

Es war der Alkohol, der Armin L. zum Feuerteufel werden ließ. Mit elf Jahren griff der Angeklagte, dessen Mutter am 16. Februar an einer Leberzirrhose starb, erstmals zur Flasche, seit seinem 15. Lebensjahr ist er alkoholabhängig. Auch als er die Brände legte, weil er nach eigenen Angaben "Action" suchte, war er betrunken. Er gilt deshalb als vermindert schuldfähig.

Die Jugendkammer I verhängt, aufgrund der Reiferückstände des Angeklagten, sieben Jahre Jugendstrafe. Um zu verhindern, dass Armin L. in Zukunft wieder aufgrund seiner Alkoholsucht zum Brandstifter wird, ordnen die Richter seine Einweisung in eine Entziehungsanstalt an. Verurteilt wird er wegen Brandstiftung, Sachbeschädigung und Körperverletzung – ursprünglich hatte ihm die Anklage sogar versuchten Mord in 13 Fällen vorgeworfen.