Erlebbares Judentum

18.5.2017, 18:06 Uhr
Erlebbares Judentum

© Foto: Kunz

Mit einem der wichtigsten Jüdischen Museen in der Bundesrepublik nimmt die Kleeblattstadt sicher eine Ausnahmestellung in der Museumslandschaft ein. Doch auch andernorts gibt es Baudenkmäler, die auf die zerstörte wie die lebendige jüdische Kultur verweisen, sowie eigene Abteilungen in Stadtmuseen. Jenseits der rein historischen Perspektive sind Transkulturalität und Dialog der Religionen höchst aktuelle Themen. "Die Thematik ist am Puls der Zeit und für viele Stadtmuseen und kulturgeschichtliche Sammlungen interessant", sagt Sophia Kippes, die dem Landesverband Museumspädagogik Bayern vorsteht.

Kulturreferentin Elisabeth Reichert wies in ihrem Grußwort auf die historische Bedeutung der jüdischen Gemeinde und des jüdischen Stifterwesens in Fürth hin und warb für den Erweiterungsbau des Jüdischen Museums Franken in der Königstraße, der 2018 eröffnet werden soll: "Mit diesem Bau wird die Vermittlung jüdischer Geschichte und Kultur in Fürth noch attraktiver, wissenschaftlich fundiert, pädagogisch aufbereitet und absolut zukunftsfähig." Das Museum biete eine "Werte-Orientierung, wie sie gerade in der heutigen Zeit besonders wichtig ist: Werte wie Respekt, Verantwortung Solidarität und Weltoffenheit."

Fürths Museumschefin Daniela Eisenstein betonte die Vielfalt jüdischer Geschichte und Gegenwart: "Es ist wichtig, jüdische Kultur und Religion nicht nur als etwas Vergangenes darzustellen, sondern auch als etwas Gegenwärtiges zu zeigen."

Otto Lohr von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern präsentierte einen Überblick über die vielfältigen Herangehensweisen und Einrichtungen zur jüdischen Geschichte, die in Bayern, und dort vor allem in Franken und der Oberpfalz, existieren. In weiteren Impulsvorträgen sprachen Sabine Ullman, Professorin für Vergleichende Landesgeschichte in Eichstätt, und Nina Wilkens vom Jüdischen Museum Berlin über das Landjudentum in der frühen Neuzeit und über Wege zu "diskriminierungssensibler Bildung" im Museum.

In Nachmittagsworkshops ging es vor allem um die praktische Umsetzung von Inhalten und Vermittlungsstrategien — biografisch, kulturgeschichtlich, religions- und sozialgeschichtlich. Jüdische Geschichte ist heute zwar kein Tabuthema mehr, aber doch immer noch eines, dem sich viele eher bedachtsam nähern.

Katrin Thürnagel, die als Museumspädagogin im Jüdischen Museum Franken tätig ist, leitete einen der Workshops. Sie hält Fürth für ein gutes Beispiel dafür, wie man Objekte und Räume für verschiedene Zielgruppen erlebbar machen kann: "Ich glaube, die Teilnehmer haben mitgenommen, dass es da viele Ansätze gibt, die man auch auf das eigene Haus übertragen kann. Denn viele fragen sich: Was mache ich mit unseren eigenen jüdischen Objekten?" Es lohne sich, "die mal ohne Scheu nach vorne zu holen und sich darüber stadthistorische Fragen zu stellen".

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