85 Gruppen, 85 Hingucker

Erntedankfestzug der Michaelis-Kirchweih: Großes Hallo beim Schaulaufen fränkischer Traditionen

Birgit Heidingsfelder

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9.10.2022, 13:15 Uhr
Die Bühne "Erholung" mit dem großen Laib Brot, der vor dem Rathaus traditionell dem Oberbürgermeister übergeben wird.

© Hans-Joachim Winckler, NN Die Bühne "Erholung" mit dem großen Laib Brot, der vor dem Rathaus traditionell dem Oberbürgermeister übergeben wird.

Schon weit vor dem für 11 Uhr geplanten Start hatten sich an diesem "Bauernsonntag" viele Menschen auf den Gehsteigen eingerichtet, manche mit Klappstühlen, Hockern oder Bodenmatten. Nachdem der letzte Erntedankfestzug 2019 über die Bühne gegangen war, herrschte nun helle Vorfreude. Mit Blick auf die Pandemie, den Krieg gegen die Ukraine, Inflation und drastischen Preissteigerungen in vielen Lebensbereichen sagte eine Zuschauerin kurz vor Beginn: "Es ist gerade zu viel Dunkelheit in der Welt" und deshalb freue sie sich jetzt so sehr darauf, zu sehen, "wie die Menschen lächeln und das Licht aus ihnen rausstrahlt".

Dann ging es - mit wenigen Minuten Verspätung - auch schon los. Eben noch hatten Ministerpräsident Markus Söder (heuer ohne Ehefrau) und Oberbürgermeister Thomas Jung nebst Gattin im weiß-grünen Kostüm mit dem Musikzug TSV 1895 Burgfarrnbach für ein Foto posiert. Die Kapelle marschierte als Nummer eins im bunten Bandwurm aus 85 Spielmannszügen, Gruppen und Vereinen von der Südstadt durch die City bis zum Rathaus, vorweg Standartenträger Philip Juhas und der 13-jährige Schildträger Tim.

Mittlerweile standen die Menschen in mehreren Reihen am Straßenrand, bisweilen dicht gedrängt. Sie bekamen allerhand zu sehen: Kunststückchen der Farrnbach Shamrocks Cheerleader, Fahnenschwinger, Schuhplattler, historische Hochräder, prächtige Trachten, goldene Kronen - getragen etwa von Forchheimer Kreebäuerinnen, Erntekronen aus Getreide oder Radieschen, Wetzendorfer Bauern beim Dreschen, die Landjugend Gutzberg-Weißmannsdorf beim Krautstampfen oder die DLRG mit einem Wasserrettungsboot.

Zu den Hinguckern zählte auch der Festwagen des Liederhorts Ronhof: Ludwig Erhard, der heuer 125 geworden wäre, grüßte Zigarre schmauchend huldvoll in die Menge, an seiner Seite - mit Gehstock und Strohhut - Alfred Nathan, ein anderer großer Sohn der Stadt, dem Fürth die Geburtsklinik "Nathanstift" verdankt. Der 9. Oktober 2022 wäre sein 100. Todestag. Gemimt wurden die beiden Herren übrigens von Claus Fleischmann (Erhard) und Hermann Popp (Nathan).

Tatsächlich sah man viele Menschen lächeln rund um diesen Erntedankfestzug - sowohl bei den rund 3000 Mitwirkenden als auch bei den Zuschauerinnen und Zuschauern. Und das unterm strahlenden Herbstsonnenhimmel. "Der Wettergott hat die Franken halt lieber als die Münchner", kommentierte augenzwinkernd eine Frau in der Fußgängerzone. Denn während das Wiesn-Wetter heuer arg zu wünschen übrig ließ, gab es in Woche eins der Michaelis-Kirchweih vom Auftakttag abgesehen wenig Grund zu klagen.

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