"Es hat einfach keinen Wert mehr mit ihr"

18.6.2012, 13:00 Uhr

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Gleich neben dem Ort der Mitgliederversammlung der Freien Wähler liegt die Autobahnkirche Geiselwind. Dort prangt auf der Fassade der Schriftzug "Kommt alle" in insgesamt neun Sprachen. Dieses Motto gilt aber nicht für die ehemalige CSU-Rebellin und Europa-Spitzenkandidatin der Freien Wähler, Gabriele Pauli. Sie ist auf dem Treffen, bei dem über ein Antreten der Wählervereinigung bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr entschieden wird, unerwünscht.

Parteisprecher Michael Leonbacher gibt sich entschlossen: „Sie kommt hier nicht rein.“ Daran ändere nach dem gescheiterten Wiederaufnahmeantrag auch ihr Ansinnen nichts, das Parteischiedsgericht anzurufen. Dieses habe zwar Paulis Antrag geprüft, sich aber nicht für zuständig erklärt. "Formaljuristisch ist es nur zuständig bei Streitigkeiten zwischen Parteimitgliedern. Und Frau Pauli ist keines", erklärt er.Als in der "Event-Halle" Partei-Chef Hubert Aiwanger die Mitglieder begrüßt, wartet ein großer Medientross noch vor der Tür auf Pauli. "Pünktlich ist sie noch zu keiner Sitzung gekommen", lästert ein früherer Landtagsfraktionskollege. "Sie hat keinen für uns erkennbaren Versuch des Zutritts unternommen", sagt Leonbacher. Aiwanger kommentiert den Streit mit Pauli genervt: "Wir sind eine Sachpartei und können auf solche Auseinandersetzungen verzichten." Pauli sitzt derweil in einem nahen Café, zum Halleneingang begibt sie sich jedoch nicht.

Den Umgang mit ihr kritisiert sie scharf. Es sei "erbärmlich", wie Aiwanger versuche, sie "mit allen Tricks von dieser Versammlung fernzuhalten". Sogar einen Rausschmiss habe er intern angekündigt. "Wie viel Angst muss dieser Mann vor mir haben? Er hat nur das Argument der Macht – ich die Macht des Arguments." Sie sei dennoch fest entschlossen, weiter für eine Mitgliedschaft bei der Bundesvereinigung der Freien Wähler zu kämpfen.

"Viele Mitglieder wünschen sich ein Engagement von mir, weil ich bundesweit bekannt bin und schon viele Wahlkämpfe erfolgreich bestanden habe", sagte Pauli. Die Front gegen sie scheint allerdings geschlossen. Selbst der Stadtverband Nürnberg, der sie 2007 aufgestellt hat und so in den Landtag brachte, hat sich von der Ex-Landrätin abgewandt. "Sie hat keine Basis mehr", sagt der Stadtverbandsvorsitzende Jürgen Horst Dörfler. Er persönlich sei von ihr "menschlich tief enttäuscht".

Dörfler spricht von "schwer verständlichen Starallüren" der als "schöne Landrätin" bekanntgewordenen Politikerin. Es mute seltsam an, eine Partei zu verklagen, bei der man Mitglied werden wolle, sagt er.

So laufe ein Verfahren, in dem Pauli von den Freien Wählern Wahlkampfkosten in Höhe von 13.000 Euro einfordere. Dörfler wirft ihr im Gegenzug vor, Wahlkampfspenden angenommen und nicht an die Wählervereinigung weitergegeben zu haben. „So gesehen muss sie sehr, sehr vorsichtig sein, was sie heute macht“, warnt er.

Ratschlag per Brief

Freie-Wähler-Gründer und Ehrenvorsitzender Armin Grein, der bei der vergangenen Europawahl zusammen mit Pauli angetreten war, äußert sich ebenfalls eindeutig: "Es hat keinen Wert mit ihr." Er habe Pauli vor der Gründung ihrer eigenen Partei, der "Freien Union", in einem handschriftlichen Brief davon abgeraten. "Es ist für mich auch nicht so ganz verständlich, dass sie jetzt als verlorene Tochter wieder heimkehren will", fügt Grein hinzu.

Schützenhilfe bekommt sie jedoch von einem Mitglied aus Hessen. Wolfgang Hüttner, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Frankfurter Römer, spricht sich für eine Aufnahme Paulis aus, auch wenn er, Hüttner, politisch nichts von ihr halte. Denn: "Der Streit ist kontraproduktiv und kleinmütig."

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