Es lebe die Geselligkeit

25.7.2011, 22:00 Uhr
Es lebe die Geselligkeit

© Katharina Tontsch

Erst als der Männergesangverein „Liederkranz“ aus Poppenreuth das erste Stück anstimmt, verstummen die Gäste in der Pfarrscheune. Viel gibt es zu erzählen, schließlich sind die Mitglieder des Vergnügungsvereins zum Unterhalten gekommen - wie es die Tradition verlangt: Bereits seit 100 Jahren trifft man sich, um die Geselligkeit zu pflegen. Da hat selbst ein hervorragender Männerchor eher schlechte Karten.

Auf den Vorsitzenden Georg Buchner hören die 24 aktiven Mitglieder, Ehefrauen und Gäste hingegen bereitwillig. Stolz tritt er ans Rednerpult. „Nach 100 Jahren ist es Zeit, einmal zurückzublicken“, sagt er. Die Gründungsjahre hat das Poppenreuther Urgestein allerdings nicht miterlebt, ebenso wenig wie alle anderen Anwesenden.

Am 17. Juli 1911 wurde die erste Edelweiß-Truppe ins Leben gerufen, obwohl es in Poppenreuth bereits einen Vergnügungsverein gab. Bei den „Kreuzbauern“ durften jedoch keine Arbeiter oder Knechte beitreten, deshalb gründeten diese ihren eigenen Club. Zu Kriegszeiten musste die Vereinigung allerdings aufgelöst werden, ehe sie 1947 erneut zusammenfand. „Die Poppenreuther Kirchweih war immer der Höhepunkt des Jahres“, sagt Buchner.

Im Anschluss an seine Rede, in der spontane Einwürfe oder Zwischenrufe ein Gefühl der langjährigen Vertrautheit in den vollen Saal bringen, zeigt er alte Schwarz-Weiß-Fotos. Burschen in Lederhosen sind darauf zu erkennen, wie sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht den Kirchweihbaum ins Dorf ziehen oder beim Betzentanz mitmachen. Mädchen hingegen sucht man vergebens. Kein Wunder, schließlich dürfen nur Männer dem Verein beitreten.

„Staub von gestern“

Oberbürgermeister Jung betont in seiner kurzen Ansprache besonders den Stolz dieser jungen Burschen und die Freude, gemeinsam etwas schaffen zu können. Das sei im Laufe der Zeit vielerorts verloren gegangen.

Erst als Bilder in Farbe erscheinen und die Menschen darauf aus heutiger Sicht normalere Kleidung tragen, erkennt man einzelne Anwesende samt Frauen und Kindern. Die „bessere Hälfte“ durfte nun zwar sehr wohl aktiv mitarbeiten, aber eben nicht Mitglied sein. „Das ist der Staub von gestern“, sagt Armin Buchner, der mit seinen 52 Jahren schon zur jüngeren Generation zählt.

Wie die Kleidung hat sich auch das Betätigungsfeld des Vergnügungsvereins geändert. Der Kirchweihbaum wird längst nicht mehr von den mittlerweile in die Jahre gekommenen Mitgliedern aufgestellt, „wir machen aber viele Ausflüge“, sagt Buchner, beispielsweise in die Fränkische Schweiz oder nach Bamberg.

„Andere Interessen“

Ansonsten trifft man sich regelmäßig bei Mitgliederversammlungen im Gasthof „Ringbahn“, trinkt ein Weizen zusammen oder spielt Karten. „Das hat sich nicht verändert“, sagt Gerd Hofmann. Er feiert sein persönliches 50-jähriges Jubiläum als Vereinsmitglied. „Mit 22 bin ich beigetreten“, sagt er.

Heute, ist er sich sicher, gibt es so etwas nicht mehr. „Junge Leute haben andere Interessen.“