Ex-SPD-Stadtrat von Fürth wegen Untreue vor Gericht

FÜRTH - Die Vorwürfe wiegen schwer: Als Abwickler des Zweckverbands zur Wasserversorgung des Knoblauchslands soll Werner Bloß (66) fast 50.000 Euro unterschlagen haben. Nun muss er sich wegen Untreue in 55 Fällen verantworten.

Stadtrat seit 1993, Fraktionsvize seiner Partei, Posten in Aufsichts- und Verwaltungsräten wie der infra, dem Klinikum, der Wohnungsbaugesellschaft Fürth, Vorsitzender der Fürther Arbeiterwohlfahrt – so engagiert wird Werner Bloß auf der Internetseite der SPD Fürth beschrieben.

Doch nichts von all dem trifft mehr zu. Bereits 2011 ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen ihn, und Bloß musste die politischen Konsequenzen ziehen. Er räumte den Sitz im Stadtrat, auch seine anderen Ämter gab er auf. Nun schwebt das Damoklesschwert der Strafverfolgung über ihm: Am Montag steht der Ex-Lokalpolitiker ab 9 Uhr vor dem Schöffengericht des Amtsgerichts Fürth.

Unzulässige Rechnungen?

Trifft die Anklage zu, hat er in seiner Funktion als Abwickler des Zweckverbands zur Wasserversorgung des Knoblauchslands unzulässige Rechnungen gestellt. Sprich: Der Finanz-Sachbearbeiter Bloß soll in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Das Strafgesetzbuch sieht für Untreue eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren vor.

Dies ist freilich nur eine theoretische Drohung. Schließlich, so wurde bereits bekannt, hat der zweifache Familienvater bereits Einsicht gezeigt. Die Zahlungen räumte er ein, mit dem Gesetz geriet er bislang noch nicht in Konflikt.

Langjähriger Vorsitzender

Der Ronhofer Werner Bloß war langjähriger Vorsitzender des Wasserzweckverbands. Als die Städte Fürth und Nürnberg beschlossen, den Verband aufzulösen, wurde er zum Abwickler bestellt, als gelernter Kaufmann schien er dafür besonders geeignet.

Um die Infrastruktur zur Bewässerung des Knoblauchslands - etwa Brunnen, Anlagen, Grundstücke - binnen zweier Jahre zu veräußern, erhielt Bloß eine Pauschale von 15 000 Euro. Doch er holte sich externe Hilfe. Ausgerechnet von einer Firma, die auf den Namen seiner Gattin lief. Ob dieser "Mehraufwand" gerechtfertigt war? Der Prozess wird es zeigen.