Expertenbündnis gegen jugendliche Gewalt

18.12.2013, 13:00 Uhr
Expertenbündnis gegen jugendliche Gewalt

© Techniker Krankenkasse

„PS-Teamplayer“ — dieser Name gibt zunächst Rätsel auf: Geht es vielleicht um Autos mit viel Pferdestärke oder doch um einen Mannschaftssport? Nicht ganz. Vielmehr steht das „P“ für Polizei, das „S“ für Sozialpädagogen. Dahinter wiederum stecken die soziale Einrichtung „Perspektiven für junge Menschen und Familien“ und die Jugendarbeitsgruppe (JAG) der Polizei. Diese arbeiten bereits seit 2009 eng zusammen, um Schülern zu zeigen, wie man Konflikte ohne Fäuste löst. Das Konzept: Ein Gespann, bestehend aus einem Vertreter der Polizei und einem Sozialarbeiter — je ein Mann und eine Frau —, besucht einen Vormittag lang eine Schulklasse in Fürth.

Ob Mittel-, Realschule oder Gymnasium: Egal, jede Schule hat die Möglichkeit, das Team zu buchen. Wie das Duo seine Zeit nutzt, kommt auf die Klasse an, deshalb wird bereits vorab mit Hilfe eines Fragebogens geklärt, mit welchen Problemen die Schüler zu kämpfen haben: Ist Mobbing ein Thema oder eher eine extreme Gruppenbildung? Nach einer kurzen Kennenlernrunde geht es meist schon ans Eingemachte: Es wird geklärt, wie Gewalt definiert wird und wo der Unterschied zwischen physischer und psychischer Gewalt liegt. „Wir gehen auch auf die Zivilcourage ein“, sagt Sozialarbeiterin Katharina Birkel. Um bei dieser sensiblen Angelegenheit niemanden persönlich ansprechen zu müssen, zeigen sie und ihre Kollegen einen Film. Überhaupt ist die Aktion eher spielerisch gestaltet: Das Team arbeitet mit Bewegungs-, Aktions- und Planspielen, zugeschnitten auf Sechst- bis Neuntklässler.

Etwas Theorie muss aber auch sein. So erfahren die Jugendlichen beispielsweise etwas über Strafmündigkeit oder das Anzeigeverfahren — ein Part, den der jeweilige Polizist übernimmt. „Viele Schüler kennen den Unterschied zwischen einem harmlosen Scherz und einer handfesten Straftat gar nicht“, sagt Karlheinz Machowetz von der JAG. Wenn einer dem anderen das Handy wegnimmt, sei das einfach kein Witz mehr.

Die Schüler sind nach so einem Vormittag in der Regel sensibler und die Klassengemeinschaft wird gestärkt. Aber auch die Akteure nehmen etwas mit: „Die Polizisten und wir haben so ein unterschiedliches Wissen“, sagt Birkel, und Machowetz ergänzt: „Wir lernen einiges voneinander.“

Wie bei vielen Projekten ist das Geld für „PS Teamplayer“ oft knapp. Jeder Präventionstag kostet 200 Euro. Im vergangenen Schuljahr wurde das Projekt noch komplett aus Bußgeldern der Staatsanwaltschaft Fürth finanziert. Inzwischen muss allerdings die jeweilige Schule die Hälfte der Kosten übernehmen. „Die Finanzierung ist etwas schwierig“, gesteht Heidemarie Eichler-Schilling, Leiterin von „Perspektiven“. Da kommen die 1500 Euro Siegerprämie, gesponsert vom Lebensmitteldiscounter Norma, genau recht.

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