Expertenforum in Fürth: Mehr Bio-Kost für die Kantinen

1.12.2016, 21:00 Uhr
Expertenforum in Fürth: Mehr Bio-Kost für die Kantinen

© Foto: Marcus Brandt/dpa

„Ökologie trifft Ökonomie – das gilt bei vielen fast als tödliche Begegnung“, weiß Angelika Reiter-Nüssle, Ministerialrätin im bayerischen Landwirtschaftsministerium. Doch überall dort, wo die Verantwortlichen in Großküchen wollen und können, gelinge es, diesen vermeintlichen Gegensatz zu überwinden. „Es gibt kein Entweder Oder“, ist Reiter-Nüssle überzeugt.

Dass der Weg kein einfacher ist, das stellte sie erst gar nicht in Abrede. „Doch es tut sich etwas, weil sich viele aufgemacht haben.“ Harald Ulmer, Geschäftsführer der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau, freut sich darüber. Er sieht das Vorhaben, mehr Bio-Lebensmittel in Großküchen zu verarbeiten, allerdings erst am Anfang. Das Bio-Forum in Fürth, zu dem Fachleute aus dem ganzen Freistaat kamen, betrachtet Ulmer als passenden Rahmen, „um mehr Nachfrage zu generieren und eine starke Hebelwirkung zu erreichen.“

Denn Produzenten und Verarbeiter wüssten häufig gar nicht voneinander. „Wir müssen deshalb an der Auffindbarkeit der beiden Seiten arbeiten“, findet Ulmer. Das neue Bio-Siegel Bayern sei dafür ein geeignetes Instrument. Etwa ein Jahr nach dem Start hätten sich bereits 60 Betriebe zertifizieren lassen. Diese „große Dynamik“ werde mittelfristig dazu führen, dass für Großverbraucher genügend Bio-Nahrungsmittel zur Verfügung stehen.

Mittelfranken hinkt dabei jedoch ziemlich hinterher – zumindest im Vergleich mit dem restlichen Freistaat. Von den über 7400 bayerischen Bio-Betrieben kommen gerade einmal 6,1 Prozent aus der hiesigen Region. Deutlich weiter sind Oberbayern (35,4 Prozent) und Schwaben (21,1 Prozent). Dies belegt eine Studie zur Beschaffungssituation bioregionaler Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung. Deren Ergebnisse wurden in Fürth vorgestellt.

Aus Sicht der Wissenschaftler mangele es vor allem jenseits der Ballungsgebiete an einem ausreichenden Angebot von Bio-Ware. In Franken und in der Oberpfalz fehlt es laut der Studie zudem an Großhändlern, die über ein reines regionales Bio-Sortiment verfügen. Hier müssten Gastronomen deshalb auf Direktvermarkter und den Einzelhandel zurückgreifen.

Um die Beschaffungssituation zu verbessern, raten die Autoren der Studie, den biologischen Landbau insbesondere in Nordbayern weiter zu fördern sowie den Auf- und Ausbau bioregionaler Lieferstrukturen zu unterstützen. Auch die Bewusstseinsbildung beim Endverbraucher spiele eine Rolle. „Nur durch eine höhere Nachfrage in Kantinen und Betriebsrestaurants wird auch das Angebot bei Großhändlern langfristig steigen“, betonte der Gastgeber des Bio-Forums, KErn-Leiter Wolfram Schaecke.

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