Fachkräfte gesucht: Personalnot bremst in Fürth die Bauherren

21.3.2018, 06:00 Uhr
Fachkräfte gesucht: Personalnot bremst in Fürth die Bauherren

© Hans-Joachim Winckler

Die Zahlen des Landesamts für Statistik zeigen eine klare Tendenz: Wurden vergangenes Jahr in der Stadt 308 von 838 Bauvorhaben genehmigt, gab es im Landkreis für 495 der 639 geplanten Wohngebäude grünes Licht. Gegenüber 2016 legten die Baugenehmigungen im Landkreis um 33 Prozent zu, in der Stadt nur um acht Prozent.

Ganz vergleichbar seien die Zahlen nicht, sagt Baureferentin Christine Lippert auf Anfrage der Fürther Nachrichten. Denn in der Stadt würden oft größere Wohngebäude geplant als auf dem Land. Und das Bearbeiten von Großprojekten sei eben zeitaufwändiger als das von Einfamilienhäusern.

Belegschaft steht unter hohem Arbeitsdruck

Aber auch abgesehen von dieser stadtspezifischen Problematik kann die Bauverwaltung nicht so viel Gas geben, wie die Referentin gerne möchte. Ein Blick in die Stellenangebote der Kommune macht klar, warum das so ist. Etliche neu geschaffenen Ingenieursstellen können inzwischen nicht mehr so rasch besetzt werden wie in früheren Zeiten. Denn auch die gut ausgelasteten Firmen sind auf der Suche nach Fachkräften. Nach Ansicht von Personalreferentin Stefanie Ammon handelt es sich dabei um kein spezifisches Fürther Problem. Viele andere Städte hätten damit zu tun – was den Konkurrenzkampf der Arbeitgeber befeuert.

Zwar schreiben die Nachbarstädte Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach ihre Stellen gemeinsam aus und werben mit einem Codex "gute Arbeit", der etwa betriebsbedingte Kündigungen ausschließt und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützt, doch die Kommunen strecken inzwischen bundesweit ihre Fühler aus. "Wir werben bereits an den Hochschulen", sagt Marina Cerny, Personalrätin im Baureferat. Es sei durch die Bank schwierig, Techniker für freie Stellen zu gewinnen. Folge: Die Belegschaft stehe unter hohem Arbeitsdruck. Wenn dann auch noch die Erkältungswelle zusätzliche Lücken schlägt, werde es fast unerträglich.

Boom in Bayern

Dass die Sicherheit einer Behörde auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr das Maß aller Dinge ist, weiß der Leiter der Fürther Arbeitsagentur, Thomas Dippold. Verdienstanreize der freien Wirtschaft animierten Fachkräfte zu immer größerer Mobilität. Auch für Dippold ist der Fürther Personalengpass kein Einzelfall. Die gute Baukonjunktur gerade in Bayern sorge auch andernorts für Probleme.

Dass der öffentliche Dienst mit seinen Zusatzleistungen durchaus nicht wesentlich schlechtere Einkommensmöglichkeiten bietet als Unternehmen der freien Wirtschaft, gibt Fürths Personalreferentin zu bedenken. In der Vergangenheit habe sich der städtischen Stellenmarkt stets durch wenig Abwanderung von Mitarbeitern in Nachbarkommunen ausgezeichnet. Doch in letzter Zeit stünden die Bewerber nicht mehr Schlange.

Schwierig gestalte sich aktuell das Besetzen von drei Stellen im Stadtplanungsamt und drei weiteren im Tiefbauamt. Sorgen bereitet Stefanie Ammon auch die Personalknappheit der Stadtentwässerung: "Das ist ein regelrechter Flaschenhals, an dem sich die ganze Entwicklung staut." Acht neue Ingenieurstellen wurden im Dezember ausgeschrieben, damit die abwassertechnische Herausforderung des Wachstums der Stadt gemeistert werden kann. Was Außenstehende leicht übersehen: Nur wenn die Kanalisation mitwächst, können neue Bauvorhaben genehmigt werden.

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