Fährt die Bibertbahn aufs Abstellgleis?

26.12.2010, 09:00 Uhr
Fährt die Bibertbahn aufs Abstellgleis?

© Thomas Scherer

Rote Kugeln, funkelnde Lichter. Der Weihnachtsbaum im Saal des Gasthauses Schmotzer in Puschendorf verbreitete festlichen Glanz. Für die Kreisräte gab es beim letzten Treffen des Jahres Geschenke und viele Informationen, unter anderem zum Thema Bibertbahn. Wer sich allerdings Konkretes erwartet hatte, wurde enttäuscht.

Landrat Matthias Dießl wich kaum ab von der offiziellen Linie der Pressemitteilungen, blieb also vage. „Ich kann nicht viel berichten“, räumte der Landkreis-Chef gleich zu Beginn seiner Einlassungen ein. Interessant war jedoch die Erwähnung von Kostenpositionen, die größer seien, als die bisher veröffentlichten. Weitere wichtige Aspekte – die Frage der Taktung oder die Höhe des sogenannten Trassenentgelts – müssten nun geklärt werden. Allerdings, so Dießl, mit Blick auf besagte Kostenpositionen, sei eher noch mit „einer zusätzlichen Erhöhung, denn einer Senkung zu rechnen“. Was genau gemeint war und um welche Summe es ging, sagte der Landrat nicht.

Die größte „Kostenposition“, um die es bei der Reaktivierung der Bibertbahn geht, sind die Ausgaben, um die Bahntrasse zwischen Stein und Zirndorf-Leichendorf wieder herzustellen, beziehungsweise in einen fahrtechnisch passenden Zustand zu bringen. Dafür war bisher immer eine Spanne von zehn bis 35 Millionen Euro im Gespräch. Nach Informationen unserer Zeitung rechnen die Verantwortlichen nun nach den ersten Untersuchungen mit Kosten von knapp 30 Millionen Euro für eine einspurige Trasse – nicht mit einem Endhaltepunkt in Leichendorf, sondern bereits an der Westspange.

Bezahlen müssten das die Trassenbesitzer, also die Städte Zirndorf und Oberasbach sowie der Landkreis, wobei bisher noch überhaupt keine Gespräche darüber geführt wurden, wer welchen Anteil übernehmen müsste. Auch der Unterhalt der Strecke ist in der Summe nicht mit inbegriffen.

Offiziell bestätigen will die „sehr vorläufigen“ Zahlen und den genannten Endhaltepunkt niemand. Es sei bisher nur um die „betriebliche Machbarkeit“ gegangen, heißt es dazu aus dem Landratsamt nur. „Ein Endergebnis liegt noch nicht vor.“

Nicht „gleich verwerfen“ will Zirndorfs Bürgermeister das Projekt. Allerdings, sagt Thomas Zwingel, seien seiner Meinung nach bei der bisherigen Betrachtung einige wichtige Fragen ausgespart worden, die es nun in den nächsten Wochen und Monaten zu beantworten gelte: Müsste – ähnlich wie im Falle der gescheiterten U 3 vorgesehen, eine Betriebsgesellschaft gegründet werden? Wie steht überhaupt die Stadt Nürnberg, auf deren Gebiet ein nicht unerheblicher Anteil der Trasse verläuft, zur Bibertbahn? Wer soll das Park + Ride-Deck oder den Parkplatz in Leichendorf bauen? Was und wie viel kostet es für wen? „Es gibt zu viele ungeklärte Dinge“, meint das Zirndorfer Stadtoberhaupt, aber der VGN sei jetzt dabei, „diese Hausaufgaben zu machen“. Und wo wird geparkt, wenn die Bibertbahn doch nur bis zur Westspange fährt? In dem Fall müsse man sich eben dort um ein Grundstück für den Park+Ride-Platz bemühen, sagt Zwingel.

Bei Oberasbachs Bürgermeisterin Birgit Huber haben die bisherigen Resultate nicht dazu beigetragen, die Skepsis gegenüber dem Vorhaben „Bibertbahn-Reaktivierung“ zu verringern. Dennoch, sagt sie, müsse man, wenn am Ende alle Zahlen und Fakten zusammengetragen seien, „sauber abwägen“. Einige „erstaunliche“ Erkenntnisse hat die Bürgermeisterin aus den Gesprächen aber bereits mitgenommen. Beispielsweise, dass in der bisher genannten Summe keinerlei Kosten für Lärmschutzmaßnahmen enthalten sind – immerhin führt die Trasse oft nur wenige Meter an den Wohnhäusern vorbei.

Und noch eine Tatsache schlägt ihren Worten nach allen Beteiligten aufs Gemüt. Das Trassenentgelt, das der Freistaat an die Eigentümer der Strecke zahlen muss, damit dort Züge fahren dürfen, können die beiden Städte und der Landkreis laut Huber nicht zur Finanzierung der Trassenerneuerung verwenden. Dabei geht es um nicht unerhebliche Summen. So hat die Interessengemeinschaft Bibertbahn (IGBB) einmal vorgerechnet, dass bei einem Entgelt von vier Euro pro Zug und Kilometer – so viel verlangt nach IGBB-Angaben angeblich die Deutsche Bahn vom Land Bayern – für die Strecke Stein - Leichendorf 560000 Euro jährlich in die Kasse kämen.