Falschparker bremsen Fürther Feuerwehr erneut aus

7.12.2018, 06:00 Uhr
Falschparker bremsen Fürther Feuerwehr erneut aus

© Pfrogner

Es war gegen zwei Uhr morgens, als die Rettungskräfte ausrückten, um den Brand in der Leyher Straße zu löschen. Mehrere Anrufer hatten per Notruf Alarm geschlagen. Als die Feuerwehr nahe der Jakobinenstraße von der Kaiser- in die Leyher Straße abbiegen wollte, ging das nicht ohne Weiteres. Falschparker im Kurvenbereich brachten seine Kollegen mit den großen Löschfahrzeugen in Bedrängnis, sagte der Chef der Fürther Berufsfeuerwehr Christian Gußner auf Nachfrage. Sie mussten "mehrmals rangieren" und verloren wertvolle Zeit.

Als die Feuerwehr das Haus erreichte, stand die Wohnung im Erdgeschoss, wo der Brand nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei ausgebrochen war, lichterloh in Flammen. Aus den Fenstern drang Rauch. Zwei Bewohner hatten sich bereits ins Freie gerettet. Doch schloss dichter Qualm die darüber liegenden Wohnungen des dreigeschossigen Gebäudes ein. Der Einsatzleiter entschied daher, die Menschen, die sich noch im Haus befanden, über Dreh- und Steckleitern zu befreien.

Alle zehn Personen wurden so ins Freie gebracht. Nach Angaben der Polizei erlitten elf Menschen Rauchgasvergiftungen, acht von ihnen wurden vorsorglich zur weiteren Behandlung in umliegende Krankenhäuser transportiert.

Falschparker, die Rettungsarbeiten behindern, sind in Fürth wie auch in anderen Städten ein Dauerproblem. Flankiert von Kontrollen, bei denen Anfang November in drei Tagen 1125 Knöllchen verteilt wurden, versuchten in Nürnberg soeben Stadt, Feuerwehr und Polizei, mit Plakaten für mehr Rücksichtnahme zu werben und Verkehrsteilnehmer dazu aufzurufen, Rettungswege freizuhalten.

In Fürth mussten Feuerwehrleute bei einem Brand in der Innenstadt 2017 ihre Ausrüstung zu Fuß zum Unglücksort tragen. Es war der traurige Gipfel immer wiederkehrender Behinderungen von Helfern durch Fahrzeuge, die achtlos abgestellt werden, wo sie nichts zu suchen haben: in Kreuzungsbereichen, vor Baumscheiben, in zweiter Reihe.


Ausgebremst von Parksündern: Was darf die Feuerwehr?


In Altstadt und westlicher Innenstadt, wo die Straßen schmal und die Häuser mehrstöckig sind, ist der Parkdruck besonders hoch. So steigt das Risiko, dass Rettungskräfte in ihrem Kampf um Leben und Tod mit fatalen Folgen ausgebremst werden. In besonders neuralgischen Kurven wurde darum 2017 der Fünf-Meter-Bereich als Sperrfläche schraffiert. Ein optisches Signal, das die Hemmschwelle erhöhen soll. Es scheint wenig zu nützen.

20 bis 30 Knöllchen stellen kommunale Verkehrsüberwacher im Schnitt pro Abend in Kurven der Innenstadt aus. Immer wieder prüfen Stadt, Polizei und Feuerwehr bei nächtlichen Testfahrten, ob das größte Feuerwehrfahrzeug, ein zehn Meter langer Zwei-Achser mit Drehleiter, durch die Straßen kommt oder nicht. Dabei beobachten sie, so Gußner, "dass die neuen Markierungen zum Teil ignoriert werden". Antonius Kaiser, stellvertretender Leiter des Straßenverkehrsamts, meint ernüchtert, helfen würde wohl nur, "einen Überwacher daneben zu stellen".

Trotzdem werden in der Südstadt bald neue Kurven markiert und neue Feuerwehranfahrtszonen ausgewiesen. In Kurven mit Markierung werden 25 Euro Verwarngeld fällig, sonst 10 Euro. Kaiser und Gußner wünschen sich empfindlichere Strafen, doch darüber entscheidet der Bund. Im Straßenverkehrsamt erwägt man nun, nach Münchner Vorbild nicht nur auf Weisung der Polizei, sondern auch auf Anordnung der Stadt abschleppen zu lassen.

46 Kommentare