Fotojournalistin aus Fürth

Flucht nach Europa: Doku "Kandvala" für Grimme Online Award nominiert

Florian Burghardt

E-Mail zur Autorenseite

27.4.2022, 19:50 Uhr
Eine Szene aus „Kandvala“: Die jungen Männer kochen Hähnchen, das sie von NGOs bekamen, bevor sie sich auf den Weg zur bosnisch-kroatischen Grenze machen.

© Sitara Thalia Ambrosio Eine Szene aus „Kandvala“: Die jungen Männer kochen Hähnchen, das sie von NGOs bekamen, bevor sie sich auf den Weg zur bosnisch-kroatischen Grenze machen.

Die junge Fotojournalistin wurde 2002 als Celina Weißmann in Fürth geboren, ihre Arbeiten veröffentlicht sie aber seit Beginn ihrer Karriere unter ihrem Künstlernamen. Mittlerweile lebt sie in Hannover.

Am Mittwoch war sie mit ihrem Kollegen Ivan Furlan Cano im Kölner Medienpark, wo das Grimme-Institut die Nominierten bekannt gab. Das Duo ist mit seiner im letzten Sommer veröffentlichten Multimediareportage "Kandvala" in der Kategorie "Kultur und Unterhaltung" im Rennen. Darin begleiten sie Flüchtlinge, die auf ein besseres Leben in Zentraleuropa hoffen.

Schauplatz ist Bihac, eine Stadt im Nordwesten von Bosnien und Herzegowina, nur wenige Kilometer von der kroatischen Grenze (und damit von der EU) entfernt. Dort bewohnen überwiegend junge Männer aus Afghanistan die Bauruine eines Altenheims, ohne Elektrizität und fließendes Wasser. In dem Unterschlupf, den alle Kandvala nennen, bereiten sie sich auf ihren nächsten Versuch vor, die kroatische Grenze zu überqueren. Auseinandersetzungen mit Grenzschützern, Pushbacks und Gewalt seien an der Tagesordnung.

"Ich freue mich sehr über die Nominierung – auch, weil das Thema damit mehr Aufmerksamkeit erhält", sagte Ambrosio den FN. Das alles sei für sie überraschend gekommen, da sie und ihr Team sich nicht selbst für den Preis beworben hatten. "Ich würde aber gerne herausfinden, wer das getan hat", sagt sie lachend.

Verdächtige gibt es genug, denn "Kandvala" wurde bereits mit dem Deutschen Multimediapreis mb21 ausgezeichnet und genießt seitdem einige Bekanntheit. Das Journalisten-Duo hält damit unter anderem Vorträge an Schulen. Mit einigen der Protagonisten der Reportage steht es noch in Kontakt. Ambrosios nächstes Projekt soll sich um die Flucht vor dem Krieg aus der Ukraine drehen, für die Recherchen war sie knapp einen Monat lang vor Ort.

Die Preisverleihung findet am 23. Juni in Köln statt. Zusammen mit Ambrosio und Cano ist auch ihr Postproduktionsteam, bestehend aus Michael Trammer, Jannis Große, Hassan Walli und Josephine Hochbruck nominiert.

Keine Kommentare