Flüchtlinge: Ehrenamtliche Helfer zu stark belastet?

18.11.2014, 05:57 Uhr
Flüchtlinge: Ehrenamtliche Helfer zu stark belastet?

© Archivfoto: Thomas Scherer

In Langenzenn koordiniert Pfarrerin Christine Heilmeier 85 Ehrenamtliche, Pfarrer Walter Drescher vermittelt Dolmetscher im Fürther Stadtteil Ronhof, in Ammerndorf läuft das ehrenamtliche Engagement für Flüchtlinge dank Monika Schmiedeke und Pfarrer Matthias Kietz ebenfalls über die Kirche. Und die evangelische Flüchtlingsbetreuung in Zirndorf ist schon seit 26 Jahren eine feste Institution. „Als Kirche sind wir ein gefragter Partner der Kommunen und des Landkreises“, sagt Sichelstiel. Diese massive kirchliche Hilfe ist in seinen Augen aber auch ein deutlicher Hinweis auf ein politisches Problem.

Notfalls sei es in Ordnung, wenn die ersten Flüchtlinge von Ehrenamtlichen und der Pfarrerin vor Ort auf Zimmer verteilt würden, wie es in Langenzenn in der Vergangenheit geschehen ist. „Aber „der Staat darf sich nicht auf den Schultern von Kirchen und Ehrenamtlichen ausruhen“, erklärt der Dekan und verweist auf die Fürther Resolution zur Asyl- und Flüchtlingspolitik.

In dieser gemeinsamen Erklärung fordern Kirchen, Caritas, Diakonie und Stadt Fürth vom Freistaat klarere Informationen und mehr Personal. Laut Sichelstiel tragen die Wohlfahrtsverbände stolze 30 Prozent der Personalkosten und die vollen Sachkosten – die Resolution fordert volle Kostenübernahme durch den Freistaat.

Denn vom zeitlich und finanziell hohen Engagement der Kirche in der Flüchtlingsarbeit profitiere die gesamte Gesellschaft – die Einnahmen aus der Kirchensteuer aber, die das ermöglichen, seien permanent rückläufig. Bis zum Ende des Jahres sind rund 1000 evangelische Christen im Dekanat Fürth aus der Kirche ausgetreten, knapp 300 mehr als 2013.

Sichelstiel erklärt sich das damit, dass nun die Banken die Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge samt entsprechender Kirchensteuer automatisch einbehalten können. Wie er vorrechnet, gehe es dabei jedoch für die allermeisten um geringe Beträge: Wer beispielsweise 1000 Euro Kapitalzinsen bekäme, müsse lediglich 20 Euro Kirchensteuer zahlen.

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