Foulspiel im Puschendorfer Stichwahl-Endspurt

25.3.2020, 14:55 Uhr
Foulspiel im Puschendorfer Stichwahl-Endspurt

© Ralf Jakob

Wie kann der Wahlkampf und natürlich die Stichwahl selbst im Zeichen der Corona-Krise und der massiven Ausgangsbeschränkungen ablaufen? Den beiden Kontrahenten Alexander Dörr (Freie Wähler) und Erika Hütten (parteilos) bleibt neben dem Kontaktangebot über die elektronischen Medien nur, ihre Wahlplakate per Aufkleber zu aktualisieren und die Verteilung von Flyern in die Hausbriefkästen. Für Gesprächsstoff sorgte aber auch noch ein anderer Vorgang im Ort.


Stichwahlkampf im Corona-Krisenmodus


Denn in ihren Briefkästen fanden die Bürger, neben der Eigenwerbung der Kandidaten, auch ein anonymes Flugblatt, das für Irritationen sorgte. Inhalt: die eindeutige Empfehlung, bei der Wahl für Erika Hütten zu stimmen. Der oder die unbekannten Verfasser begründen ihre Ansicht damit, dass es "für eine gelebte Demokratie" besser sei, wenn unter der parteilosen Bürgermeisterin Hütten dann alle Gruppierungen im Gemeinderat "in etwa gleich stark sind".

Denn bei einem Wahlsieg Dörrs, so wird argumentiert, würde ein weiteres Mitglied der Freien Wähler auf dessen dann freiwerdenden Platz nachrücken und damit das Machtgefüge im Gremium verschieben.

Bei den Freien Wählern sorgte das für großen Unmut. "Schade, dass der ansonsten faire Wahlkampf noch so kippt. Wer eine Meinung hat, soll auch seinen Namen hinschreiben", teilt der Puschendorfer FW-Vorsitzende Stephan Buck auf der Facebook-Seite der Gruppierung mit.

 

Vorgaben des Pressegesetzes

 

Erika Hütten hat sowohl schriftlich auf ihrer Website wie auch mündlich auf FN-Nachfrage betont, dass sie sich bei ihren Publikationen immer an die Vorgaben des Pressegesetzes halte und niemals ein Schreiben ohne Nennung des "Verantwortlichen im Sinne des Pressegesetzes" verteile oder verschicke.

Die Entscheidung treffen am Sonntag die Wähler, die Ausgangsposition stellt sich wie folgt dar: Alexander Dörr hat für seine Fraktion bei der Wahl zum Gemeinderat die zweitmeisten Stimmen aller Bewerber erhalten. Bei der Wahl zum Bürgermeister lag er mit 54 Stimmen – bei einem Stimmenanteil von 46,82 Prozent – vor Erika Hütten (43,06 Prozent). Von entscheidender Bedeutung wird es sein, bei wem die 145 Wähler des drittplatzierten Kandidaten Dieter Glaser nun ihr Kreuzchen machen.

Eine konkrete Wahlempfehlung hat der Mitarbeiter der Rathausverwaltung nicht ausgesprochen. Verständlich, da der amtierende Bürgermeister sein direkter Vorgesetzter ist und das auch bei dem oder der Neuen weiter so sein wird.

 

Zusammenarbeit mit allen

 

Alexander Dörr (49) wirbt als Sparkassen-Betriebwirt mit seiner 30-jährigen Erfahrung, zuletzt im kommunalen Kreditgeschäft sowie in der Personalführung. Außerdem sei er als Mitglied in vielen Vereinen und als stellvertretender Feuerwehrkommandant tief im Ortsleben verwurzelt. Als amtierender Gemeinderat fühlt er sich in alle anstehenden Fragestellungen bereits bestens eingebunden und ist als Mitglied des Haupt- und Finanzausschusses sowie des Rechnungsprüfungsausschusses über die kommunale Finanzsituation voll informiert. Mit der Fraktion der Freien Wähler – sie stellt mit vier Mandatsträgern die stärkste Gruppierung im neuen 14-köpfigen Gemeindegremium – und gemeinsam mit den vier anderen Fraktionen will Dörr mit kraftvollem Einsatz die erfolgreiche Arbeit im Gremium fortsetzen und Puschendorf "lebens- und liebenswert" erhalten.

Erika Hütten (61) ist Politikwissenschaftlerin. Sie wirbt mit ihrer Persönlichkeit und ihrer zwölfjährigen Erfahrung als zweite Bürgermeisterin (2002 bis 2014), als sie noch für die CSU aktiv war. Jetzt, als unabhängige Bürgermeisterkandidatin "mit Herz und Verstand", wirft sie ihre Bürgernähe und ihr soziales Engagement, das von großem Umweltbewusstsein und christlicher Wertorientierung geprägt ist, in die Waagschale. "Ich setze mich für eine lebendige Dorfkultur ein, in der wir fortschrittlich, ökologisch sinnvoll und mit Augenmaß unsere Gemeinde voranbringen", schreibt sie.

Ihr Ziel ist "eine hohe Lebensqualität in Puschendorf, und zwar für alle Generationen" im Ort. Sie ist sich sicher, dass der neue Gemeinderat mit seiner deutlich verjüngten und – mit sieben neuen Gemeinderäten – auch stark veränderten Zusammensetzung unter ihrer Leitung ein starkes Gremium sein wird, in dem "wir verantwortungsvoll und zukunftssichernd die Entscheidungen erarbeiten können". Sie beschreibt sich als "haushaltspolitisch sachkundig und umsichtig", "offen für neue Denkanstöße in der Dorfpolitik" und will "die Interessen der Gemeinde auch nach außen hin sehr gut vertreten".

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