Fragezeichen zur Energiewende in Roßtal

17.12.2014, 16:00 Uhr
Fragezeichen zur Energiewende in Roßtal

© Foto: Heinz Wraneschitz

Walter Zägelein ist ein erklärter „Freund virtueller Kraftwerke“. Alle Energie wird dabei verschaltet und verkettet, das regelungstechnische Problem lasse sich lösen, sagt er. Dass der Roßtaler FW-Vorsitzende darauf setzt, muss nicht verwundern, ist er doch im Hauptberuf Professor an der Ohm-Hochschule Nürnberg mit Lehrauftrag für Regelungs- und Steuerungstechnik.

Dass Energiewende auch den Verkehr und die Beheizung von Gebäuden berücksichtigen müsse, darauf wies Zägelein ebenso hin wie auf den Umstand, dass es für den Ersatz von Kern-, Öl-, Kohle- oder Gaskraftwerken die ganze Palette erneuerbarer Energien gebe: Sonne-, Wind- und Wasserkraft, Biomasse oder Erdwärme. Die müsste man eben „virtuell“ verbinden und durch Speicher grundlastfähig machen. Damit sei der Strom Sommer wie Winter Tag und Nacht verfügbar.

Nur Daten und Fakten

Um zu erklären, wie das alles funktioniert, hatte der Hochschullehrer Clemens Schellenberger geladen. Der pensionierte Eisenbahnbeamte mit „Meisterausbildung im Signaldienst“ hat sich nach eigenem Bekunden „immer irgendwo mit Strom befasst“. Der Referent sollte, so Zägeleins Wunsch, „nicht politisieren, sondern Daten und Fakten liefern“.

Doch Schellenberger tat ihm diesen Gefallen nicht. Schon seine Einleitung, er sei zu Energieministerin Ilse Aigner nach München eingeladen gewesen, „da waren alle Windkraftgegner versammelt“, irritierte. Denn offiziell hatte Bayerns Energieministerin 150 verschiedene Bürgerinitiativen zum Energiedialog geladen, dabei ging es nicht speziell um Windenergie.

Schellenberger hatte seinen Vortrag gespickt mit Daten und Fakten aus unterschiedlichsten Quellen. Da waren Informationen aus dem Wirtschaftsministerium oder Grafiken der Internet-Plattform von Agora Energiewende, die die tatsächlichen Kosten für jenen Öko-Strom, wie er an der EEX-Börse Leipzig gehandelt wird, zeigen. Viele Informationen stammten von der Organisation „Vernunftkraft“, die 100 Prozent Ökostrom in Deutschland für nicht machbar hält.

Wie Zägelein stellte auch der Referent klar: Energiewende sei nicht nur Stromerzeugung, sondern auch Energietransport und Erwärmung von Gebäuden. So sollte sich jeder überlegen, im eigenen Haus etwas zu tun. „Ich habe zum Beispiel eine Solaranlage zur Heizungsunterstützung“, empfahl Schellenberger. Von Wärmedämmung hält er dagegen nichts.

Von den Planern von Windkraftanlagen forderte er eine „ehrlichere Darstellung“. Es sei falsch, dass ein Windrad 1500 Haushalte mit Strom versorge. „Das funktioniert nicht. Manchmal habe ich Überproduktion, und manchmal sitze ich im Dunkeln.“ Für Schellenberger sind deshalb Stromspeicher die eigentliche Herausforderung. Er widersprach den Grünen, die davon ausgehen, dass bis zum Jahr 2030 die Speicher für die erneuerbare Energie in ausreichendem Maß vorhanden seien.

Auch die Windparks in Nord- und Ostsee würden das Problem des Grundlaststroms nicht lösen, meinte er und zitierte dabei Windkraftgegner Wilfried Heck. Zumal zur Lieferung der Strommengen vom Norden in den Süden die geplanten Hochspannungstrassen nötig wären.

Riesiges Sparpotenzial

Aber bis es mit den Speichern so weit sei, würden „die Österreicher unseren Stromüberschuss am einen Tag umsonst abnehmen und am nächsten Tag wieder teuer verkaufen“, weil es dort Pumpspeicherkraftwerke gebe.

Worauf Schellenberger eigens hinwies: Noch immer gebe es „ein Riesen-Potenzial“, um Energie zu sparen, das sich aus vielen Kleinigkeiten zusammensetze. Als Beispiel nannte er den Ersatz von Glühlampen durch LED, die nur noch ein Siebtel der Energie brauchen würden.

Dass der Strom immer teurer wird, liegt Schellenberger zufolge am Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG). Die Preispolitik der Energiekonzerne erwähnte er nicht. Wie die Stromversorgung der Zukunft aussehen könnte, auch darauf gab es keine Antwort. Das sei eine Frage, die die Politik beantworten müsse. Weshalb Zägelein resümierte: „Es ist schwierig und es bleibt schwierig.“

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