Franken-Tatort: Fürth ist nur Kulisse für den Mord

22.2.2020, 15:57 Uhr
Franken-Tatort: Fürth ist nur Kulisse für den Mord

© Archivfoto: Tim Händel

Ausgerechnet an ihrem Geburtstag stirbt die Geschäftsfrau Babs Sprenger – bis vor einigen Monaten in verschiedenen Internetplattformen auf Partnersuche – durch zwei Stiche in ihr Herz. Die Tatwaffe, ein Sushi-Messer, findet sich sauber gereinigt in der Spülmaschine. Sprengers Kollegin gesteht die Tat, schweigt sich aber über das Motiv aus. Schnell ist klar: Mit dem sechsten Franken-Tatort tut sich ein intimer Fall auf, bei dem die Sehnsucht nach Liebe im digitalen Zeitalter im Mittelpunkt steht.

Schön aus Fürther Sicht: Die Kleeblattstadt taucht gleich in mehreren Szenen des Films auf, was in den ersten fünf Folgen nicht oft der Fall gewesen ist. Schon nach drei Minuten zielt die Kamera in die Grünanlage zwischen Hornschuchpromenade und Königswarterstraße. Dann fällt der Blick auf genau das, was man dort erwartet – eine prächtige Gründerzeitfassade.

Das Mordopfer, damit verrät man nicht zu viel, hat hinter diesen Sandsteinmauern in der Hornschuchpromenade gelebt, wo Kommissarin Paula Ringelhahn ihren Kollegen Felix Voss, im Film übrigens frisch verliebt, bereits auf dem Gehsteig erwartet. Zu ihrem Team gehört auch wieder der Fürther Matthias Egersdörfer als Spurensicherer Michael Schatz. Gedreht wurde Ende Juni 2019 während einer Hitzewelle. Die Kommissare tragen trotzdem Jacken, was daran liegen mag, dass die Handlung zeitlich Anfang Mai verortet ist.

Ohne strenge dokumentarische Maßstäbe

Kurios: Die Szene in der Hornschuchpromenade zeigt zwar eindeutig Fürth, auch ein Auto mit FÜ-Kennzeichen drängt sich ins Bild, und laut einer Pressemitteilung des BR geht sogar "die Erzählhandlung davon aus, dass Babs Sprenger in Fürth gewohnt hat". Doch wer genau aufpasst, merkt: "Fürth" wird nirgendwo im Film erwähnt. Kein einziges Mal. Warum?

Auf FN-Anfrage sagt der BR dazu: Der Film setze die Stadt "ganz klar und auch bewusst" ins Bild, gehe von Fürth als Tatort aus und behaupte an keiner Stelle etwas Gegenteiliges. Überhaupt sollten Zuschauer, so BR-Redakteurin Stephanie Heckner, die Tatorte nicht mit strengen dokumentarischen Maßstäben messen. Ein Tatort entwerfe eine fiktive Welt. Da könnten zurückgelegte Wege auch mal anders sein, als die Zuschauer sie aus der Realität kennen. Das habe "entweder drehlogistische oder visuell-künstlerische" Gründe. Zur Fiktion, so Heckner, gehöre immer auch ein wenig spielerische Freiheit.

Die Innenaufnahmen der Wohnung des Mordopfers entstanden übrigens in Nürnberg. "Splitting" nennen das die Fachleute vom BR, das sei durchaus üblich und ebenfalls dem Drehplan geschuldet.

Nicht alles ergibt Sinn

Was die Wege betrifft: Die Ermittler düsen in Fürth nicht nur durch die Nürnberger Straße und am NH- Hotel vorbei in die Gustav-Schickedanz-Straße, sondern auch durch die Jakobinenstraßenunterführung. Weitere Fahrten, unter anderem auf einem Roller, führen durch die Luisenstraße und den weniger pittoresken Teil der Hornschuchpromenade auf Höhe der Aral-Tankstelle. Auch der Paradiesbrunnen ploppt kurz auf. Nicht alles davon ergibt Sinn. Künstlerische Freiheit eben.

Zwar dominieren große Nürnberg-Bilder diesen Tatort – der Hauptmarkt, die Burg, der Plärrer. Doch Fürth bietet im Verlauf noch einen weiteren wichtigen Schauplatz: Ein junger Mann, eine der Hauptfiguren der Geschichte, wohnt in einem Altbau, der real in der Ritterstraße steht, gleich bei der bereits erwähnten Unterführung Jakobinenstraße. Vor der Fahrt dorthin sagt Kommissar Voss, sie müssten nun in die "Baumberger 62", eine fiktive Straße, die laut Erzählhandlung in Nürnberg liegt. Wie schon in der Hornschuchpromenade wurden auch im Fall der Ritterstraße die Innenaufnahmen in einem anderen Gebäude gedreht.


In dieser Seniorenresidenz wird der Franken-Tatort gedreht


Ein bisschen Zirndorf ist übrigens ebenfalls dabei. Mehrere Szenen spielen in einem stattlichen Privathaus an der Alten Veste. Auch dorthin fährt das Ermittlerduo mit dem Auto – und zwar mitten durch die baumbestandene Uhlandstraße in der Fürther Villengegend Westvorstadt.

Es bleibt dabei: Fürther, die den Franken-Tatort ungetrübt genießen wollen, sollten nicht zu fest am Stadtplan kleben – und am besten großmütig darüber hinweggehen, dass diese Stadt zwar wunderbare Drehmotive liefert, aber namentlich trotzdem nicht erwähnt wird.

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