Frauen-Tag im Landkreis: Feuerwehr braucht Multitalente

25.10.2019, 06:00 Uhr
Frauen-Tag im Landkreis: Feuerwehr braucht Multitalente

© News5/Merzbach

Anfang der 1990er Jahre traten die ersten Frauen im Landkreis Fürth in die Freiwilligen Feuerwehren ein. Welche Rolle spielen Frauen heute im Brandschutz vor Ort?

Stefanie Rietzke: Vor 30 Jahren wollten meine Mutter und einige ihrer Freundinnen zur Freiwilligen Feuerwehr und aktiv Dienst leisten. Leider waren damals nur fördernde weibliche Mitglieder willkommen. Seitdem ist der Frauenanteil kontinuierlich gestiegen. Im Landkreis gibt es heute 166 Feuerwehrfrauen. Das entspricht einem Anteil von 8,5 Prozent aller Aktiven.

 

Der Frauentag der Feuerwehren ist eine Premiere, was ist der Anlass, um was geht es?

Um Informationen, beispielsweise über die Ausbildung, und die Tätigkeit in den Freiwilligen Feuerwehren. Besucherinnen dürfen selbst an unterschiedlichen Stationen aktiv werden und sie können sich mit Feuerwehrfrauen austauschen.

 

Frauen-Tag im Landkreis: Feuerwehr braucht Multitalente

© Feuerwehr Buttendorf

Wie kamen Sie zur FFW Buttendorf?

Unser damaliger Vorstand Lorenz Winkler hat mich vor elf Jahren auf einer Veranstaltung angesprochen. Es gab bereits Frauen bei der Wehr, die ich kannte, und so habe ich nicht lange gezögert. Ich habe seitdem kontinuierlich Ausbildungen, Übungen und Prüfungen für Leistungsabzeichen absolviert. Mein Engagement bei der Wehr hat mich nicht nur gestärkt, sondern sicherlich auch positiv geprägt.

 

Männer reizt an der Feuerwehr oft die Technik, vielleicht auch die Action. Was reizt Frauen an diesem Ehrenamt?

Technisches Verständnis und handwerkliches Geschick sind bei unseren Feuerwehrfrauen sicherlich vorhanden. Wir haben in unserem Landkreis auch Frauen, die neben dem aktiven Dienst Aufgaben im Verein wahrnehmen. Darüber hinaus gibt es eine Hundestaffel in Zirndorf, die überwiegend aus Frauen besteht. Mich hat vor allem die Ausbildung zur Atemschutzgeräteträgerin gereizt.

Fragt man Frauen der ersten Stunde, dann schlug ihnen durchaus Skepsis entgegen, auch mit Vorurteilen hatten sie zu kämpfen. Wie ist das heute? Wie sind Ihre eigenen Erfahrungen?

Früher mussten die Frauen den Männern erst einmal beweisen, dass sie die gleiche Leistung bringen können, um auch den letzten Skeptiker zu überzeugen. Doch das hat sich inzwischen grundlegend gewandelt: Frauen in den Wehren werden aus unterschiedlichsten Gründen als echte Bereicherung wahrgenommen. Bei uns in Buttendorf war das Miteinander von Anfang an kameradschaftlich, das Klima gut. Das liegt insbesondere an unserem Kommandanten Michael Bucholtz, der einen respektvollen Umgang untereinander konsequent einfordert.

 

Sind Sie als Frauenbeauftragte der Kreisbrandinspektion eigentlich eine Art Kummerkasten oder was sind Ihre Aufgaben?

Die Aufgaben haben sich ähnlich wie in anderen Bereichen über die Jahre verlagert oder verändert. Meine Vorgängerin Melanie Rebelein hatte das Amt seit 2007 inne und war insbesondere Ansprechpartnerin für persönliche Anliegen der Feuerwehrfrauen. Heute geht es nicht nur um die Interessenvertretung. Ich will den Anteil der Frauen erhöhen und sie ermutigen, Führungspositionen wahrzunehmen. Auch die Vernetzung und Kommunikation untereinander möchte ich weiter fördern und vorantreiben.

 

Was können Frauen bei der Feuerwehr leisten, was Männer nicht können?

Frauen sind in vielerlei Hinsicht wahre Multitalente, insbesondere wenn es darum geht, Beruf, Familie und ehrenamtliches Engagement in Einklang zu bringen. Dieses Können, verschiedene Aktivitäten zu koordinieren, brauchen wir auch in der Feuerwehr. Frauen reagieren und kommunizieren darüber hinaus anders als Männer, was sich aber durchaus positiv auf eine gut funktionierende Kameradschaft auswirkt. Nicht zu unterschätzen ist auch die Einfühlsamkeit der Frauen, etwa ihr Gespür für Menschen und Situationen im Einsatz.

 

Sind in allen Landkreiskommunen Frauen bei der FFW vertreten oder gibt es weiße Flecken?

Bis auf Puschendorf sind in allen Städten und Gemeinden Frauen vertreten. Während es in Tuchenbach lediglich drei Feuerwehrfrauen gibt, sind es in Wilhermsdorf sogar 30. Das ist zum einen von der Größe der Orte abhängig, zum anderen haben manche Feuerwehren aber auch frühzeitig begonnen, Frauen in die Wehren aufzunehmen.

 

Noch ist es um den Nachwuchs im Fürther Land gut bestellt. Aber kommen die Wehren künftig ohne Frauen aus?

In den Jugendfeuerwehren beträgt der weibliche Anteil 30 Prozent, bei den Kinderfeuerwehren sind es sogar 50 Prozent. Der demografische Wandel geht aber auch an den Feuerwehren nicht spurlos vorüber. Nur durch einen stetig steigenden Frauenanteil kann der sinkende Männeranteil langfristig kompensiert werden.

 

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