Fridays for Future: Klimaschützer klauben Kippen auf

8.6.2019, 16:00 Uhr
Fridays for Future: Klimaschützer klauben Kippen auf

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Freitagnachmittag, strahlender Sonnenschein, Ferienbeginn. Gegen 14 Uhr strömen Kinder und Jugendliche in die Willy-Brandt-Anlage. Die Fürther Ortsgruppe der Klimaschutzbewegung Fridays for Future (FFF) hat diesmal zum Müllsammeln eingeladen.

Sechs grüne Mülltonnen mit weißen Deckeln stehen bereit. Die Fürther kennen sie als "Kärwa-Aamerla" und entsorgen darin für gewöhnlich Bratwurstreste, angeknabberte Lebkuchenherzen oder Gewinngerümpel. Heute, verkünden Papptafeln an den Tonnen, wird sauber sortiert: Glas, Kunststoff, Restmüll, Papier, Biomüll, Metall. Mitorganisator Aaron Gimbel erklärt, die Stadt habe neben Eimern auch Greifzangen zur Verfügung gestellt. Damit lässt sich Unrat ohne lästiges Bücken vom Erdboden pflücken. Schutzhandschuhe für die rund 50 Helfer gibt’s vom Nürnberger Verein Bluepingu.

Mit der Aktion wollen die jungen Klimaschützer zeigen, dass es ihnen ernst ist mit ihrem Engagement, dass ihre Freitagsdemos nicht nur ein Vorwand sind, um den Schulunterricht sausen zu lassen. "Wir reden nicht nur, wir tun auch was", sagt Jurastudent Gimbel. Zugleich gehe es darum, ein Bewusstsein zu schaffen, sich vor Augen zu führen, wie viel Müll herumliegt. Und schließlich wolle man auch aufklären, ergänzt Lehramtsstudent Moritz Tauer vom Organisationsteam der Fürther FFF-Gruppe. Motto: Was gehört denn nun in welche Tonne?

In Fürths Prachtallee – die Jugendlichen arbeiten sich in zweieinhalb Stunden durch die Hornschuchpromenade bis zu Jakobinenstraße – findet sich neben Plastikflaschen und Batterien viel Winziges: Hüllen von Papiertaschentüchern, Kaugummipapierchen – und immer wieder Zigarettenstummel. Yasmin und Antonia, zwei Nürnberger Neuntklässlerinnen, die helfen, Fürth aufzuräumen, können nicht fassen, wie viele es sind. Auf drei Kilo schätzt Gimbel am Ende alleine das Gewicht der aufgeklaubten Filter, die Experten zufolge zahlreiche Chemikalien enthalten und hoch toxisch sind.

Manche der Fridays-for-Future-Aktivisten haben mittags bereits in Nürnberg demonstriert, andere unterstützen nach der Abfallaktion eine Demo der Gruppierung Families for Future in der Innenstadt. Deren Vertreter appellieren gemeinsam mit anderen Verbänden und Initiativen an Oberbürgermeister Thomas Jung: Fürth müsse den Klimanotstand ausrufen. Sie bekräftigen damit eine Forderung der örtlichen Grünen. Dabei geht es unter anderem darum, jede kommunale Entscheidung daraufhin zu prüfen, welchen CO2-Ausstoß sie zur Folge hat. Einige Städte haben den Klimanotstand bereits ausgerufen, mit Erlangen gehört jetzt auch eine bayerische Stadt zu diesem Reigen. Mit dem Hinweis, es stürben schon Bäume in Fürth und erste Klimaflüchtlinge seien auch schon hier, verdeutlicht Families-for-Future-Sprecherin Katrin Valentin die Dringlichkeit.

Dass Amnesty International an diesem Tag bekanntgibt, Greta Thunberg und die FFF-Bewegung mit dem Menschenrechtspreis zu ehren, wertet Moritz Tauer als tolle Nachricht. "Es zeigt, dass es uns eben nicht nur ums schöne Grün geht", sagt er, "sondern dass wir uns alle retten möchten – Natur, Tiere und Menschen."

Die nächsten größeren Aktionen haben er und seine Mitstreiter schon im Kopf: Zur europaweiten FFF-Demo geht es am 21./22. Juni mit Sonderzügen oder Bussen nach Aachen. Und zu Beginn der Sommerferien veranstaltet FFF mit dem Jugendhaus Catch Up einen ersten "Fürther Klimagipfel" für Zehn- bis Zwanzigjährige. Geplant sind Workshops, Aktionen und Fachvorträge.

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