Für die «19“ interessiert sich kaum jemand

3.1.2007, 00:00 Uhr
Für die «19“ interessiert sich kaum jemand

© Günter B. Kögler

So wirbt beispielsweise C&A mit gleichbleibenden Preisen 2007 und auch Wöhrl verspricht, «dass es wegen des neuen Mehrwertsteuersatzes nicht teurer wird», so Thomas Bauer, Finanzvorstand beim Bekleidungshaus. Zwischen Ende Dezember und Anfang Januar hätten sich die Preise ohnehin nicht verändert. Dazu komme, dass die Steueränderung aktuell vom Winterschlussverkauf überlagert werde. «Jetzt sind die Schnäppchenjäger unterwegs und da spielen weder die 16 noch die 19 Prozent eine Rolle, denn es ist sowieso alles günstiger», sagt Bauer.

Gute Konditionen beim Einkauf sollen auch weiterhin dafür sorgen, dass die Kunden von der neuen Regelung nichts zu spüren bekommen. «Wir können aber nicht ausschließen, dass es im Einzelfall zu Preissteigerungen kommt», schränkt Bauer ein. Dies müsse aber nicht zwangsläufig an der Steuer liegen und sollte «die Ausnahme bleiben».

Schleichender Prozess

Eine Nacht- und Nebel-Neupreisaktion habe es auch bei Drogerie Müller nicht gegeben. Allerdings wird dort laut Helge Obernosterer, Geschäftsführer der Fürther Filiale in der Fußgängerzone, die Angleichung auf die erhöhte Mehrwertsteuer schrittweise erfolgen. «Zum Teil wurden die Preise schon im vergangenen Jahr angehoben, zum Teil wird das im Laufe dieses Jahres passieren, das ist ein schleichender Prozess», so der Geschäftsführer.

Auf die Preisgestaltung selbst habe er keinen Einfluss, «das wird zentral gesteuert». Er ist sich aber sicher, dass 99-Cent-Artikel auch zukünftig 99-Cent-Artikel bleiben. «Denn ein Preis von 1,03 Euro macht einfach keinen Sinn.» Eine 90-prozentige Preisstabilität garantiere zudem ein TÜV-Siegel. Drogerie Müller sei eine von wenigen Firmen, die sich daraufhin kontrollieren lassen, «bei Zuwiderhandlung drohen hohe Konventionalstrafen», so Obernosterer.

«Wir stehen alle unter einem großen Preisdruck», sagt Matthias Eckstein, Inhaber des gleichnamigen Ladens in der Fußgängerzone. Die Mehrwertsteuer könne der Einzelhandel gar nicht groß an die Verbraucher weitergeben, dafür sei die Konkurrenz zu stark. «Die Preise beim Standardsortiment werden sich nicht verändern», sagt Eckstein. «Der Bleistift, der schon immer 1,10 Euro gekostet hat, wird auch künftig für das Geld zu haben sein.» Bei den Kunden sei die neue Steuer bisher aber noch überhaupt kein Thema gewesen.

Das bestätigt auch Jürgen Korb, Prokurist beim TV- und Hi-Fi-Fachgeschäft Schnatzky. Die neue Steuer nimmt er gelassen, denn «wir müssen uns vor den Branchenriesen nicht verstecken, die Sachen kosten bei uns nicht mehr». Er habe zudem die Erfahrung gemacht, dass die Leute wieder verstärkt in seinen Laden kommen, «vor allem, wenn sie Probleme haben». Da punkte der Fachhandel einfach mit dem besseren Service.

Service kommt an

Den weiß auch Irene Kiefel zu schätzen. Einkaufen bei Saturn oder Media-Markt komme für die 71-jährige Rentnerin deshalb nicht in Frage. Die «19 Prozent» verursachten ihr allerdings schon ein wenig Bauchgrimmen. Sie achte aus diesem Grund durchaus auf die Preise und suche gezielt nach Angeboten.

«Über die Mehrwertsteuererhöhung mache ich mir erst gar keine Gedanken», verrät Sonja Kolb. «Ich werde mein Kaufverhalten einfach nach meinem Geldbeutel richten», sagt die 47-jährige Fürtherin. Was sie benötige, müsse sie kaufen «und was man nicht unbedingt braucht, soll man sowieso nicht kaufen». Der Steuer kann sie durchaus auch positive Seiten abgewinnen: Kolb hofft, dass die Leute dadurch vielleicht ein wenig bewusster konsumieren.