Fürth-Fotos machen den Wandel der Zeit sichtbar

6.5.2014, 21:00 Uhr
Fürth-Fotos machen den Wandel der Zeit sichtbar

© Stadtarchiv

)Kinder plantschen im Flussbad in der Rednitz. Eine Dampflok zieht im Hintergrund einen Zug über die Siebenbogen-Brücke. An einem Sommertag um 1950 entstand die Schwarz-Weiß-Aufnahme. Ihr aktuelles Pendant, fotografiert vom nahezu identischen Standpunkt aus, ist gleich darunter zu sehen – und glänzt mit einem beinahe unbewegten Wasserspiegel. An das beliebte Naturbad erinnert heute gerade einmal ein einsamer Stecken, der einst zur Abgrenzung des Nichtschwimmer-Bereichs diente.

Rund siebzig solcher Gegenüberstellungen laden in der neuen Ausstellung zum genauen Hinschauen ein. Beinahe wie ein „Memory“-Spiel muten die Foto-Paarungen an – mit dem kleinen Unterschied, dass die Blickwinkel zwar stets die gleichen sind, zwischen den Aufnahmen aber oft bis zu 100 Jahre liegen.

Stadtmuseumschef Martin Schramm, der gleichzeitig Hausherr im Schloss Burgfarrnbach mit dem Stadtarchiv ist, leitete seine Informationen zur Entstehung der Ausstellung mit einem Geständnis ein: „Als ich 2010 nach Fürth kam, habe ich mich sehr gewundert.“ Er habe erwartet, in eine Industriestadt mit Schmutz und Staub zu kommen. „Stattdessen hat mich diese wunderschöne, saubere, grüne Stadt erwartet.“ Schlote zumindest sind tatsächlich auf vielen der historischen Aufnahmen von Fürth zu erkennen. Bei der Auswahl, Vorbereitung und Realisierung der „Wandel“-Ausstellung wurde Schramm intensiv von einem versierten Team von Ehrenamtlichen unterstützt. Dazu zählen Ingelore Barthelmäs, Peter Frank und Herbert Jungkunz, die sich bereits um die erfolgreiche Lotter-Fotoausstellung verdient gemacht haben.

Schwierige Aufnahmen

Als ziemlich vertrackt erwies sich bei so manchem historischen Bild die exakte Festlegung des Standorts. Nicht ganz einfach, so Schramm, waren auch die Neuaufnahmen: „Das rote Haus in der Königstraße war beim ersten Fotoversuch wegen Renovierung eingerüstet, beim zweiten Mal stand ein Dixi-Klo davor, beim nächsten Mal ein Betonmischer.“ Gar nicht so selten verdeckt heute auch dichtes Grün das Objekt, wo einst ein müheloser Durchblick möglich war.

Fürth-Fotos machen den Wandel der Zeit sichtbar

© Stadtarchiv

Dass Wandel nicht zwangsläufig auf Wohlwollen stößt, betonte Oberbürgermeister Thomas Jung. „Viele wünschen sich heute, dass sich nichts verändert. Sobald es doch geschieht, erreichen mich viele Briefe, in denen das beklagt wird.“ Ein typisches Beispiel sei für ihn die Bahnhofsdiskussion: „Die einen sprechen sich jetzt für die ursprüngliche Form ohne Vorhalle aus, die anderen wollen das Gebäude so erhalten, wie sie es kennen. Für beide Ansichten gibt es schlüssige Argumente.“

Die Ausstellung, so Jung, zeige nun aber auch deutlich, dass vieles an historischer Bausubstanz in Fürth erhalten werde. Grundsätzlich müsse eine Stadt lebendig bleiben – und dazu gehöre eben auch der Wandel mit Augenmaß: „Eine Stadt, die sich nicht verändert, ist tot.“

Kulturreferentin Elisabeth Reichert hob hervor, wie wichtig für eine Kommune ein Archiv ist, in dem eben auch solche Fotos aufbewahrt werden. Vergleichbar mit dem Gedächtnis eines Menschen, erlaube es Rückblicke, die viel über das Heute verraten. Sie empfahl den Fürthern, die Ausstellung am besten mit Freunden und Familie zu besuchen, um gemeinsam Erinnerungen auszutauschen. Martin Schramm und alle Mitarbeiter lobte sie für die Verwirklichung eines „kleinen Mammutprojekts“.

Zum Begleitprogramm von „Im Wandel der Zeit – Fürth damals und heute“ gehören neben einem ausführlichen Bildband zur Schau auch Kuratorenführungen und gleichnamige Kombiangebote, die die Tourist-Information während der Ausstellungsdauer bis zum 28. September anbietet.

http://www.stadtmuseum-fuerth.de

www.fuerth.de/tourismus

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