Fürth freut sich aufs Internationale Klezmer Festival

17.2.2016, 14:00 Uhr
Fürth freut sich aufs Internationale Klezmer Festival

© Foto: Veranstalter

Zunächst die Zahlen: 20 Bands mit insgesamt 100 Musikern aus sieben Nationen geben über zehn Tage verteilt 19 Konzerte. Neu hinzubekommen hat das Fürther Festival den Untertitel: „& Jewish Music Today“. Was aber ist „Jüdische Musik heute“? Das ist eine Definitionsfrage, über die sich musikalische Geister beinahe seit Beginn des Festivals den Kopf zerbrechen.

„Wir hatten vor zwölf Jahren begonnen, Seitenpfade des Klezmer zu begehen, wie etwa sephardische Lieder aus Spanien oder der Türkei“, erläutert Kulturamtsleiterin Claudia Floritz. „Heute spielen bereits die dritte und vierte Generation ausgewanderter Juden und verschmelzen Klezmer mit den Musikstilen ihrer Heimatländer.“

2007 folgte die erste Klezmer-Disco mit Rock und Punk. Inzwischen haben sich die musikalischen Seitenpfade zu veritablen Haupt- und Nebenstraßen entlang des traditionellen Klezmer verbreitert. Deshalb gesteht ihnen das Klezmer-Festival entsprechend viel Raum zu. Die Bandbreite der Neuen jüdischen Musik verkörpern in den Augen von Projektkoordinatorin Anna Sankowski vor allem drei Sängerinnen: Die Holländerin Niki Jacobs überträgt mit ihrer Band „Nikitov“ Popsongs ins Jiddische; so wird aus Led Zeppelins „Stairway to Heaven“ eine „Fisbank in Himl“. Die gebürtige Iranerin Maureen Nehedar belebt die Liedtradition der persischen Juden, ein musikalischer Zweig, der in Fürth noch nie zu Gehör kam; und die Amerikanerin Sarah Aroeste besinnt sich auf ihre sephardischen Wurzeln und verschmilzt Ladino-Lieder (das spanische Jiddisch) mit Rock und Elektropop.

Ebenso orientalisch-exotisch präsentiert sich das Faran Ensemble aus Israel, das ganz tief in die Vergangenheit greift und auf den archaischen Großmüttern aller Gitarren, Geigen und Trommeln, nämlich auf der Oud, der Kamancheh und der Daf, rein instrumental und sehr meditativ spielt.

Genug meditiert? Krass, frech und fernab der politischen Korrektheit präsentieren sich der Barde Geoff Berner mit seinem Akkordeon, der schon vor zehn Jahren in Fürth sein Debüt gab, sowie die Jewish Monkeys, die vor zwei Jahren in Fürth für Furore sorgten.

Tradition zum Auftakt

Zurück zu den Wurzeln, zur Schtetl-Musik für Traditionalisten. Deren Vertreter eröffnen seit jeher das Festival, so auch diesmal. Den Auftakt machen die Bandleader Steven Greenman, Joel Rubin und Alan Bern, die erstmals als Trio auftreten; gefolgt von der „Preßburger Klezmer Band“ aus Bratislava. Auch die „Shtetl Band Amsterdam“ pflegt den puristischen Klezmer. Aus Lübeck kommen sieben Musikstudenten, die mit „Yxalag“ Klezmer und Jazz fusionieren.

Was diesmal fehlt: das Lokal-Podium. Bislang hatten Bands aus der Umgebung ihre Klezmerkünste in Lokalen der Gustavstraße dargeboten. Dies fällt nun aus, allerdings nicht etwa wegen des Lärm-Gerichtsstreits mit tragischem Ausgang für die Kneipengänger, sondern weil diesmal einfach keine lokalen Bands aufzutreiben waren. Offenbar handelt es sich laut Claudia Floritz um ein Loch, das beim nächsten Mal hoffentlich wieder geschlossen werde.

Dafür gibt es ein „Boarisch-Jiddisches Danzl-Hoyz“, also einen Volkstanzball für bajuwarische und jiddische Gesellschaftstänze, sowie den obligatorischen Workshop für Klezmermusik am ersten Wochenende (es gibt noch freie Plätze, trotz abgelaufenen Anmeldeschlusses).

All das kostet natürlich viel Geld. Auch wenn das Kulturamtsbudget nicht aufgestockt hatte, so hat doch ein halbes Dutzend Sponsoren sein Scherflein dazu beigetragen, dass auch das 15. Klezmer-Festival stattfinden kann. Und auch weiterhin wird: „Jeder weiß, dass das Festival ein Aushängeschild der Stadt ist“, stellt Claudia Floritz klar. „Das weiß der Oberbürgermeister, das wissen auch alle Stadträte.“ Und damit das so bleibt, entsagt Claudia Floritz den Verlockungen des „Immer mehr, immer größer“ und pflegt lieber den überschaubaren familiären Charakter des Festivals, dessen Konzerte fast alle im Kulturforum stattfinden. „So soll es bleiben, denn das prägt den Ruf nach außen.“

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