Fürth hat den Elektroschrott im Visier

6.1.2016, 16:00 Uhr
Fürth hat den Elektroschrott im Visier

© Foto: Jens Büttner/dpa

Am 1. Februar tritt das neue Elektrogesetz (ElektroG2) in Kraft, das große Handelsgeschäfte ab 400 Quadratmetern Ladenfläche verpflichtet, ab 24. Juli Altgeräte kostenlos zurückzunehmen, die für Spannungen bis 1000 Volt Wechselstrom oder 1500 Volt Gleichstrom ausgelegt sind. Eine Regelung, die im örtlichen Handel jedoch keine große Unruhe schürt.

Bei Saturn wird darauf verwiesen, dass man auf Kulanzbasis jetzt schon den künftigen Vorgaben Rechnung trage. Selbst die Regelung, dass alte Großgeräte mit mehr als 25 Zentimetern Kantenlänge nur beim Kauf eines gleichwertigen Produkts angenommen werden müssen, lege man nicht so eng aus. Die Altgeräteentsorgung laufe über einen Dienstleister und sei betriebsintern durchorganisiert. Deshalb müssten jetzt keine neuen Strukturen aufgebaut werden.

Im Fachgeschäft Schnatzky an der Fürther Freiheit befürchtet man ebenfalls keine Invasion privater Altgeräte-Entsorger. Gebrauchtes nehmen die Mitarbeiter bisher schon bei der Lieferung von Neuware zurück. Die Altgeräte bringen sie anschließend zum Recyclinghof. Weil das Fachgeschäft über keine 400 Quadratmeter verfügt, trifft die neue Gesetzesbestimmung auf Schnatzky ohnehin nicht zu.

Die Kommune will ihrerseits neben einigen ihrer Altkleidercontainer Sammelstellen für Elektroschrott einrichten. Allerdings behindern neue Gefahrgut-Bestimmungen noch die Umsetzung des Vorhabens.

Wie die Leiterin der Fürther Abfallwirtschaft, Susanne Grünbaum, auf Anfrage der FN erläutert, dürfen Elektrogeräte nur noch separat verpackt oder nach Ausbau der Lithiumbatterien zu Entsorgern transportiert werden. Sonst gelten sie als Gefahrgut, dessen Transport mit hohen Auflagen verknüpft ist, was die Kosten in die Höhe treibt.

Grünbaum: „Wir warten ab, ob diese praxisunfreundliche Bestimmung nicht doch noch gelockert wird.“ Fachmännisch ausgebaut und zur Entsorgung gesammelt werden die umweltschädlichen Batterien bislang schon in den kommunalen Recyclinghöfen. Dorthin müssen sie von den Sammelstellen ohne großen Aufwand transportiert werden können.

Bundesweit organisiert wird das aus einst kommunaler Regie an die Gerätehersteller übertragene Elektro-Recycling durch die im Fürther Gewerbepark Süd beheimatete Stiftung Elektro-Altgeräte-Register (ear). Deren Mitarbeiter führen über jedes Gerät Buch. Ohne vorherige Registrierung darf kein Hersteller mehr Elektrogeräte in Deutschland in Verkehr bringen. Mit lückenloser Überwachung soll umweltschädlichen Entsorgungspraktiken – insbesondere nach Export ins Ausland – ein Riegel vorgeschoben werden.

Kommunen bleibt es weiterhin freigestellt, ob sie die Entsorgung von Elektrogeräten selbst organisieren oder der ear überlassen. In Fürth, so Susanne Grünbaum, verfährt man differenziert: „Die Kühlschränke-Entsorgung überlassen wir der Stiftung, alte Waschmaschinen, Herde und Kleingeräte vermarkten wir jedoch selbst.“ Damit kann die Kommune gutes Geld verdienen. Dies mitunter sogar ohne lange Transportwege, denn in der Südstadt ist ein Recyclingunternehmen beheimatet, das Elektroschrott im großen Stil verwertet. Das trägt zum Schonen knapper Ressourcen und der Umwelt bei.

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