Fürth im rechten Licht

12.6.2010, 00:00 Uhr
Fürth im rechten Licht

© Ralf Rödel

Das Druckwerk in einer Auflage von 2000 Stück beleuchtet exakt die Ära des amtierenden Wirtschaftreferenten Horst Müller (CSU) – von den ersten vier Jahren unter seinem Parteifreund Wilhelm Wenning bis hin zu den bis heute acht Jahren unter SPD-Rathauschef Thomas Jung. Ein bisschen zu viel Selbstbespiegelung?

Nein, um eine "Statuserhebung" sei es gegangen, sagt Müller, den der Stadtrat unlängst für eine weitere Amtszeit gewählt hat. Motto: Was hat man sich einst vorgenommen, was ist daraus geworden? Und mit dieser Bestandsaufnahme, finden Müller und der Fürther IHK-Chef Christian Nowak, bei der Präsentation des Buches als Vertreter der Wirtschaft zugegen, könne man sich durchaus sehen lassen. »Wir haben keine Wunder vollbracht, aber die Bilanz ist positiv«, meint Müller.

Sei die Kommune, damals in Großstadt-Ranglisten zur Wirtschaftskraft weit hinten zu finden, Ende der 90er Jahre oft noch mitleidig belächelt worden, so spüre man heute immer wieder Neid. Auch in den meisten »Rankings« finde sich Fürth inzwischen im vorderen Feld.

Das liegt nach Müllers Ansicht vor allem daran, dass eingetreten ist, was er 1998 in einem Gespräch mit den FN gefordert hat: »die Trendwende in den Köpfen«, mit deren Hilfe der Strukturwandel vom Industrie- zum Dienstleistungsstandort geschultert werden sollte. Fürth habe damit zu neuer Stärke und zu neuem Selbsbewusstsein gefunden.

Natürlich kann Müller nicht verhehlen, dass seine Amtszeit von zwei wirtschaftspolitischen Debakeln eingerahmt ist: dem Niedergang von Grundig und jüngst der Quelle-Insolvenz. Beides waren herbe Schläge für Fürth.

Ein »Muntermacher«

Doch gerade im Entsetzen darüber und wegen der massiven Medienberichterstattung drohe die Stadt in ein schiefes Licht zu geraten. Große Blätter wie die Frankfurter Allgemeine und die Neue Zürcher Zeitung, die Fürth vorher gar nicht auf ihrer Landkarte hatten, malten ein düsteres Bild; sogar von einer »Bochumisierung« war in Anspielung auf den dramatischen Niedergang der einstigen Kohlehochburg im Ruhrpott die Rede, hat Müller mit Missfallen registriert.

Mit »Fürther Dynamik» will man gegensteuern. Müller versteht den Band auch als »Muntermacher», der zeigen soll, welches Potenzial in Fürth steckt. Der Bogen wird von der erfolgreichen Wiederbesiedlung der ehemaligen Militärflächen über die Entwicklung zum Wissenschafts- und Forschungsstandort bis hin zu florierenden Mittelstandsunternehmen wie uvex, Mederer oder Bruder gespannt. Die intensiven Stadtmarketing-Aktivitäten mit dem jährlichen Fürth Festival als Höhepunkt und das »Wirtschafts-Netzwerk», von dem Christian Nowak so gern schwärmt, werden gewürdigt.

Zuletzt nun habe man die Quelle-Krise besser weggesteckt als erwartet, die Arbeitlosenzahlen seien nicht in die befürchtete zweistellige Höhe gestiegen - anders als noch vor zwölf Jahren, als Grundig für die Stadt zur schweren Bürde wurde.

Kaum gelungen, das verschwieg Müller bei der Buchvorstellung nicht, ist es bis dato, der Einkauflandschaft in der Innenstadt die von ihm erhofften Impulse zu geben. Weil dieses Kapitel nicht so recht in die Rubrik »Dynamik« passt, fällt es entsprechend kurz aus: Eine Seite widmet das Werk etwas verschämt dem Scheitern des Projekts »Neue Mitte« und den Bemühungen ums City-Center.

»Fürther Dynamik«, Redaktion: Thomas Dreykorn, Realisierung: TBN Public Relations; kostenlos erhältlich im Wirtschaftsreferat, Zimmer 105, oder in der Bürgerinformation, Hirschenstraße 2.