Fürth: Mittelschule setzt ganztags voll auf Sport

16.2.2017, 06:00 Uhr
Fürth: Mittelschule setzt ganztags voll auf Sport

© Winckler

Wie backe ich mir eine Sportschule? Eine entsprechende Infrastruktur ist schon mal hilfreich. Die Stadelner Schule hat Fußballfelder, Leichtathletik-Anlagen und einen Hartplatz. Gut, die benachbarte Günter-Brand-Halle ist nicht mehr taufrisch, soll aber bis 2020 durch einen modernen Bau ersetzt werden.

Das i-Tüpfelchen: Wenn sie schwimmen wollen, müssen die Stadelner Sportskanonen nur ein paar Meter laufen. Das Hallenbad steht nebenan. "Das ist schon ein bisschen wie im Paradies", schwärmt Tanja Zenk. Zenk hat Lehramt mit dem Hauptfach Sport studiert und ist an der Hans-Sachs-Schule so etwas wie der Motor des neuen Sportprofils. Hilfe holt man sich von außen: Die Mittelschule arbeitet unter anderem mit der SpVgg, dem MTV Stadeln und einer Tanzschule zusammen. Tanja Zenk kommentiert das so: Es sei gar nicht schlecht, dass die Schüler "nachmittags mal ein paar andere Gesichter sehen".

Zu diesen anderen Gesichtern zählt Marc Themann vom Nachwuchsleistungszentrum der SpVgg. Zweimal in der Woche bietet er an der Stadelner Schule Fußballtraining an. Jugendlichen wie Justin gefällt das. "Ich lerne viel dazu", sagt er. Ein Schulkamerad, erzählt er, habe bereits ein Probetraining beim Kleeblatt absolvieren dürfen.

Für Vereine und Schule ist es eine Win-Win-Situation. Die Schüler bekommen ein gutes Angebot, und die Klubs hoffen darauf, sie für ihren Sport begeistern zu können. Auch beim LAC Quelle sind schon einige Jugendliche aus Stadeln gelandet, darunter ein Junge, der sich im vergangenen Jahr als der schnellste Mittelschüler in ganz Bayern entpuppte.

Stadeln hat sich für den offenen Ganztagsunterricht entschieden. Anders als bei der "gebundenen" Variante ist das Angebot an den Nachmittagen nicht verpflichtend. Die Jugendlichen wählen es freiwillig. Derzeit sind 75 der insgesamt 150 Schüler mit von der Partie. Sie spielen Volley- oder Fußball, tanzen, machen Yoga oder Leichtathletik, gönnen sich Aqua-Gymnastik oder erkunden auf dem Mountainbike die Umgebung.

Bezahlen müssen die Eltern nur für die Mittagsverpflegung, die in der schuleigenen Küche gekocht wird – unter Beteiligung der Schüler. Finanziert wird das Sportangebot der Schule aus einem Topf der Stadt Fürth, der zum großen Teil mit Geld des Freistaats Bayern gefüllt wird.

Ein Plus für die Integration

Bevor sie das Angebot auf die Beine stellten, fragten die Lehrer im September bei den Schüler nach, welche Sportarten sie sich wünschen. Dann bastelten sie für jeden, der sich für zwei, drei oder vier Tage Ganztagsschule entschied, einen Stundenplan für den Nachmittag an: Eine Stunde Hausaufgabenbetreuung ist Pflicht, dazu kommen maximal zwei Stunden Sport. Außerdem stehen den Jugendlichen das Schüler-Café und die "Oase" offen – Orte zum Entspannen.

Was Tanja Zenk, aber auch die Schulleiter Silke Nikolai und Bernd Kreuzer besonders freut: Das Ganztagsangebot wird auch von Schülern der drei Übergangsklassen gut genutzt, also von jungen Menschen, die noch nicht lange in Deutschland leben. Kriegsflüchtlinge aus Syrien etwa, aber auch EU-Migranten aus Südosteuropa. "Die Integration gelingt super durch den Sport", sagt Zenk, "das läuft in den ersten Wochen auch ohne Sprachkenntnisse."

Kurzfristig will die Schule auch Basketball anbieten, langfristig will sie eine Sportklasse etablieren, in der die Jugendlichen – logisch – mehr Sport haben als in den Regelklassen. Gespräche mit dem Ministerium laufen bereits. In ein bis zwei Jahren, sagt Zenk, könnte es klappen. Die Lehrerin hegt einen weiteren Traum für ihre kleine Mittelschule. "Wir haben hier noch Platz", sagt sie, "es wäre schön, wenn uns irgendwann auch Eltern aus anderen Stadtteilen ihre Kinder schicken, weil sie unser Sportschwerpunkt anspricht."

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