Fürth: Ringen um das Grün auf Baustellen

4.1.2018, 06:00 Uhr
Fürth: Ringen um das Grün auf Baustellen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Schwere Baufahrzeuge sind dort über die empfindlichen Wurzelbereiche markanter Großbäume gefahren, deren Stämme zudem kein vorgeschriebener Schutzverschlag mehr umgab. Darin sieht der BN-Kreisvorsitzende Reinhard Scheuerlein einen schweren Verstoß gegen die Auflage des Bauausschusses zum Erhalt der alten Bäume. Und es sei nur ein Beispiel von vielen für den laxen Umgang mit städtischen Vorgaben.

"Nach unserer langjährigen Erfahrung zeigt es sich immer wieder, dass Baumschutz auf Baustellen nicht funktioniert, wenn von der Bauaufsichtsbehörde kein ortsfester Baumschutzzaun durchgesetzt wird", hält Scheuerlein Baureferentin Christine Lippert vor. Die reagiert umgehend: "Der Bauherr erhält eine kostenpflichtige Baukontrolle. In dieser wird darauf hingewiesen, dass die Baumschutzzäune bis zum Ende der Baumaßnahme stehen bleiben müssen, um eine Verdichtung des Bodens auszuschließen", schreibt sie an Scheuerlein.

Bereits am 4. Dezember hätten Bauamtsmitarbeiter festgestellt, dass der Wohnhausbau dort größtenteils abgeschlossen war und die Baumschutzzäune entfernt worden sind. Dass der Wurzelbereich beim Gestalten der Außenanlage überrollt wurde, ärgert auch Christine Lippert. So etwas sei ausdrücklich zu vermeiden, sagt sie. Scheuerlein wiederum befürchtet irreparable Folgeschäden. Eine mächtige Blutbuche sei bereits gefällt worden, eine weitere habe man unsachgemäß zurückgeschnitten.

Das Bewusstsein für die Bedeutung alter Sauerstoff- und Schattenspender lasse bei vielen Bauherren zu wünschen übrig. Mit beständigen Hinweisen auf Baumfrevel hofft Scheuerlein, deren Sensibilität zu schärfen. Allerdings kann der örtliche BN-Sprecher auch auf positive Beispiele verweisen.

Gelohnt hat sich in seinen Augen der Einsatz für zwei mächtige Eichen auf dem Baugrundstück Ecke Au- und Jahnstraße. Die WBG-Tochter Wohnfürth errichtet hier ein sechsgeschossiges Gebäude mit 31 Wohnungen. Schon beim Erdaushub wurden die Wurzelbereiche durch eine Spundwand geschützt. Die bereits wieder verfüllte Baugrube brauchte deshalb keine breite Böschung.

Zudem wird ein eineinhalb Meter breiter Schutzstreifen über den Kronenbereich hinaus beim Bau eingehalten, versichert Wohnfürth-Geschäftsführer Rolf Perlhofer. Mit vier bis fünf Metern Abstand sind die 18 Meter hohen Baumriesen weit genug vom Wohnblock entfernt, um keinen Schaden zu nehmen. Die Kronen mit 15 und 18 Metern Durchmesser wurden nur geringfügig eingekürzt. Seit 2013 läuft ein Verfahren, die Bäume als Naturdenkmäler auszuweisen.

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