Fürth: Städtische Hilfe beim Stadionumbau polarisiert

17.12.2014, 14:07 Uhr
Der Fürther Ronhof: Nach Saisonende könnte sich das Stadion weiter verändern — sofern die Stadt Fürth mitspielt.

© Hans-Joachim Winckler Der Fürther Ronhof: Nach Saisonende könnte sich das Stadion weiter verändern — sofern die Stadt Fürth mitspielt.

Fest steht – und der Verein wurde zuletzt nicht müde, dies zu betonen: Es muss etwas geschehen. Die Haupttribüne aus der Nachkriegszeit ist nicht mehr zeitgemäß im modernen Fußballgeschäft, das nicht ohne ausreichend VIP-Logen auskommt. Außerdem muss schon jetzt regelmäßig die Standsicherheit der Betonpfeiler überprüft werden. Der Neubau der Haupttribüne und eine asphaltierte Ringstraße um die Arena sollen 15 Millionen Euro kosten. „Wir machen das nicht aus Jux und Tollerei, das ist für die Zukunft des Vereins existenziell“, sagt SpVgg-Pressesprecher Immanuel Kästlen.

Rückblick: Es ist nicht lange her, da wollte Immobilienunternehmer Thomas Sommer ein komplettes neues Stadion im Süden Fürths errichten. Doch als Ronhof-Eigentümer Conny Brandstätter im November 2012 völlig überraschend den Pachtvertrag mit dem Kleeblatt vorzeitig um elf Jahre bis 2040 verlängerte, sah der Verein seine Zukunft wieder an alter Stätte – in einer umgebauten Arena. Sommer zog sich allerdings als Geldgeber für neue Tribünen zurück. „Auf fremden Grund baue ich nicht“, sagte er.

Dafür war Conny Brandstätter bereit, eine neue Haupttribüne zu errichten, um sie langfristig an die Fußballer zu verpachten. Entstehen sollte sie anstelle der jetzigen Gegengeraden. Die Pläne haben sich geändert. Die Gegengerade bleibt, ebenso das Gebäude VIP Nord. Dafür wird die alte Haupttribüne abgerissen und neu gebaut – ohne Brandstätter als Finanzier. Warum? Die SpVgg will sich dazu nicht äußern. Brandstätter war für die FN am Dienstag nicht zu erreichen. Auch vom Land Bayern kommt kein Geld. Eine Sprecherin des Innenministeriums, das seit 2013 für die Sportförderung zuständig ist, erklärte auf Anfrage unserer Zeitung, man bezuschusse nur Breiten- und Nachwuchsleistungssport.

Wertvoller Imageträger

Die SpVgg braucht also die Hilfe der Stadt. Nach FN-Recherchen soll das Rathaus eine Bürgschaft für einen Teil der Investitionssumme übernehmen. Was dahinter steht, ist klar: Bürgt die Stadt, kommt die SpVgg bei Banken günstiger an Geld. Darüber hinaus ist im Gespräch, dass die Kommune ihre Beteiligung an der Stadionmiete erhöht. Gegenwärtig beläuft sich die Pacht für den Ronhof auf 420.000 Euro im Jahr. Davon zahlen Stadt und SpVgg jeweils 210.000 Euro an Brandstätter. Künftig soll das Rathaus Jahr für Jahr 410.000 Euro und damit fast die komplette Miete berappen. Da der Pachtvertrag für den Ronhof bis 2040 läuft, wären das - verteilt auf 25 Jahre - zusätzliche fünf Millionen Euro. Im Rathaus hat man sich einen Maulkorb verpasst, vor der Sitzung will sich auch der Oberbürgermeister nicht äußern. Es werde heute im nicht öffentlichen Teil diskutiert, weil über „vertragsrechtliche Fragen und unternehmerische Beteiligungen“ gesprochen wird, sagte Thomas Jung auf FN-Nachfrage.

Das Thema polarisiert, entsprechend unterschiedlich fallen die Reaktionen auf den ersten FN-Artikel in unserer Samstagsausgabe aus. „Mit welcher Begründung soll das Wirtschaftsunternehmen SpVgg Greuther Fürth beim Neubau der Haupttribüne unterstützt werden?“, schreibt ein Leser. Es sei kaum nachvollziehbar, dass die Stadt schon jetzt jedes Jahr die Hälfte der Stadionpacht bezahlt. Ein anderer fordert die Stadträte auf, sich zu fragen, ob der Fürther Sport dieses Geld nicht anderweitig dringender benötige, etwa für die Sanierung maroder städtischer Turnhallen oder den notwendigen Bau einer Halle in Stadeln. Auch im Internet wird der Artikel kontrovers diskutiert. „Jede Stadt fördert auf die eine oder andere Weise ihren Verein, warum soll das in Fürth nicht auch so sein?“, schreibt ein Nutzer. Im Vergleich mit dem finanziellen Engagement anderer Städte falle die Hilfe in Fürth „eher bescheiden“ aus.

Das Rathaus verweist schon seit Jahren darauf, dass die SpVgg nicht nur reichlich Steuern zahlt, sondern auch ein bedeutender Imageträger ist. „Die mit Abstand meisten Deutschen denken zuerst an Fußball, wenn der Name der Stadt Fürth fällt“, schrieben die FN vor einem Jahr über eine Studie des Instituts Emnid.

Im Stadtrat geht es heute also einmal mehr um die Frage: Was ist ihm dieses Aushängeschild wert?

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