Fürth startet Digitalisierungsoffensive an den Schulen

12.12.2018, 06:00 Uhr
Fürth startet Digitalisierungsoffensive an den Schulen

© Foto: Britta Pedersen/dpa

Wie viel Geld es eines Tages aus Berlin für die große Aufgabe geben wird, ist noch unklar. Bund und Länder streiten noch immer über den "Digitalpakt": Mit fünf Milliarden Euro will der Bund die Kommunen in den kommenden fünf Jahren bei der Digitalisierung von Schulen unterstützen – doch die Grundgesetzänderung, die Bundestag und -regierung dafür vorsahen, weil Bildungspolitik bislang Ländersache ist, haben alle 16 Bundesländer kürzlich im Bundesrat abgelehnt.

Dabei wird die Finanzspritze für die Digitalisierung an sich gewünscht. Was den Ländern nicht gefällt, sind die Auflagen, die der Bund damit verknüpft. So sollen sie sich bei Bundesprogrammen in anderen Bereichen finanziell stärker beteiligen.

Planen kann das Fürther Rathaus vorerst also nur mit den Förderprogrammen, die der Freistaat selbst anbietet. Unter dem Titel "Digitalbudget" stellt er Geld für die Ausstattung von Klassenzimmern in Grund-, Mittel- und Realschulen sowie Gymnasien zur Verfügung; ein ähnliches Programm gibt es für Berufsschulen. Nach den Worten von Bürgermeister Markus Braun, der zugleich Schulreferent ist, kann Fürth drei Jahre lang – von 2018 bis 2020 – Fördermittel in Höhe von 1,55 Millionen Euro jährlich für diesen Zweck in Anspruch nehmen. Mit zehn Prozent muss sich die Kommune an den jeweiligen Ausgaben beteiligen.

Das Geld wird vor allem in zahlreiche Notebooks, Tablets und Whiteboards – also interaktive Tafeln, die mit Computern verbunden sind – fließen. Die bisherige Ausstattung der Schulen reiche nicht mehr, die Menge solcher Geräte müsse sich vervielfachen, so Braun. Jahr für Jahr soll der Bestand wachsen, die erste große Lieferung erwartet er zu Beginn 2019. Derzeit sei die Stadt in Gesprächen mit den Schulen, um deren Bedarf zu erfassen. Die Zusage für die Fördermittel gab es erst Ende Juni: 500.000 Euro aus dem diesjährigen Förderbetrag will man heuer noch nutzen, den Rest der 1,55 Millionen Euro, die für 2018 vorgesehen waren, dürfe man ins neue Jahr mitnehmen.

"Mindestens genauso wichtig" wie die Anschaffung der digitalen Endgeräte, sagt Braun, wird aber eine andere Sache sein: die Versorgung der Schulhäuser mit schnellem Internet. Die Voraussetzungen dafür sind bei den Schulen höchst unterschiedlich: Manche liegen zufällig an einer Glasfaserleitung, bei anderen müssen die Kabel erst bis zum Hausanschluss verlegt werden.

15 Kilometer fehlen noch

Die Stadt hatte für die Aufgabe die infra im Blick. Schließlich habe sie in Fürth bereits 200 Kilometer Glasfaserleitungen verlegt, so Braun. Um alle Schulstandorte ans Netz anzubinden, fehlten noch 15 Kilometer. Auch die Volkshochschule und die Bücherei sollen angeschlossen werden.

Inzwischen hat das Rathaus erfahren, dass es den Auftrag nicht einfach vergeben kann, sondern er ausgeschrieben werden muss. "Wir dachten, es geht schneller", sagt Braun. Er hofft, dass im Frühjahr mit der Verlegung der Leitungen begonnen werden kann. Bis Ende 2020 werde es wohl dauern, bis das Glasfasernetz zu allen Schulen reicht. Alte Schulhäuser müssen zudem mit Kabeln versehen werden, um WLAN-Hotspots einrichten zu können. In neueren und generalsanierten Gebäuden immerhin sei die Infrastruktur schon vorhanden.

Individuelleres Lernen

Mit der Digitalisierungsoffensive sollen die Schulen übrigens nicht nur der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen angepasst werden. Experten erhoffen sich auch einen Schritt zu mehr Chancengleichheit. Denn: Digitale Medien können helfen, individueller zu unterrichten und Schüler besser zu fördern. Lehrvideos beispielsweise können zuhause so oft abgespielt werden, wie es nötig ist, um den Stoff zu verstehen. Ein Schwerpunkt von Lehrerfortbildungen liegt zurzeit denn auch darauf, die neuen Möglichkeiten gut nutzen zu lernen.

Keine Kommentare