Fürther Ausbildungsmarkt: Viele Stellen sind noch unbesetzt

17.8.2020, 11:00 Uhr
Fürther Ausbildungsmarkt: Viele Stellen sind noch unbesetzt

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Auf den ersten Blick scheint sich die Lage für Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz verschlechtert zu haben: Laut Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken (IHK) sind bislang, im Vergleich zum Vorjahr, 15 Prozent weniger Ausbildungsverträge in Mittelfranken abgeschlossen worden (Zahlen für Fürth gibt es noch nicht).

Das aber, könnte man sagen, liegt nur daran, dass der Ausbildungsmarkt infolge des Lockdowns etwas "Verspätung" hat – die Unternehmen konnten ihre Vorstellungsgespräche nicht führen wie geplant. "Unsere Hoffnung ist, dass wir jetzt noch viele Verträge hereinholen", sagt Maike Müller-Klier, Leiterin der Fürther IHK-Geschäftsstelle. Was ihren Optimismus rechtfertigt: Bei den hiesigen Betrieben sei kein Nachlassen der Einstellungsbereitschaft festzustellen. Nicht einmal in jenen Bereichen, die von der Corona-Krise besonders betroffen sind, etwa Hotel- und Gaststättenbranche, ist ein Einbruch beim Ausbildungsplatzangebot zu verzeichnen. "Hier gibt es nur einen leichten Rückgang."

Ebenso wenig machen Unternehmen von der Möglichkeit Gebrauch, Lehrverträge wieder aufzulösen, die sie vor der Krise abgeschlossen haben. "Es gibt keine zurückgegebenen Ausbildungsverträge." Damit war nicht unbedingt zu rechnen, hat doch die Pandemie zu einer massiven Rezession geführt. Kurzum: Die Situation auf dem hiesigen Ausbildungsmarkt ist stabil. Ein Grund dafür ist aus IHK-Sicht die Ausbildungsprämie des Bundes. Unternehmen, die trotz hoher Einbußen so viel ausbilden wie in den vergangenen Jahren, erhalten eine Förderung über 2000 Euro je geschlossenem Vertrag. Aktuell sind es rund 50 Firmen in Mittelfranken, die in den Genuss dieses Bonus kommen werden, darunter viele Facheinzelhändler oder Gastronomiebetriebe.

Ähnlich sieht es bei den Handwerkern aus. Zwar "gehen die Lehrverträge etwas zurückhaltender ein", sagt Thomas Mörtel von der Fürther Kreishandwerkerschaft. Aber selbst bei jenen Handwerksbetrieben, denen der Lockdown arg zugesetzt hat – Optiker, Zahntechniker oder Orthopädieschuhmacher –, ist die Ausbildungsbereitschaft hoch. Auch wenn belastbare Zahlen erst Ende September vorliegen werden: "Wir gehen nur von einem leichten Rückgang aus, nicht von einem hohen Einbruch."


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Berücksichtigt man, dass aktuell noch 900 Ausbildungsplätze in Mittelfranken unbesetzt sind und manche Branchen, etwa der Bau, händeringend nach Bewerbern suchen, gilt tatsächlich, was Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger jüngst sagte: dass der Ausbildungsmarkt auch während der Corona-Krise ein "Bewerbermarkt" bleibe. Im Schnitt kommen auf jeden Lehrstellensuchenden 1,8 freie Stellen.

Also alles bestens? Nicht ganz. So gut es insgesamt für angehende Azubis aussieht, es gibt eine Gruppe, die unter der Pandemie mehr leidet als andere: jene Jugendlichen, die sich in der Berufsvorbereitung befinden, etwa in Berufsvorbereitungsklassen.

Hier suchen noch 170 junge Menschen in Fürth Stadt und Land nach einer Ausbildung. Eine vergleichsweise hohe Zahl, meint Müller-Klier.

Hintergrund: Die Unterrichtsbeeinträchtigungen der vergangenen Monate wirkten sich gerade bei dieser Klientel negativ aus, für die Begleitung ins Berufsleben besonders wichtig ist. Aber für alle, die noch nicht zum Zug gekommen sind, gilt: Da geht noch was! Denn zum einen könne eine Ausbildung jederzeit begonnen werden, betont Mörtel. Zum anderen, kündigt Müller-Klier an, wird es im Herbst eine "Nachvermittlungsbörse" geben.

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