Keine Angst vor dem Krankenhaus

Fürther Autorin macht jungen Krebspatienten Mut

10.8.2021, 21:00 Uhr
Fürther Autorin macht jungen Krebspatienten Mut

© Foto: Sebastian Müller

Er kann nur Pudding essen: Christopher leidet an der Krebserkrankung Leukämie. Sein Magen ist durch die Behandlungen so geschwächt, dass er nur diese eine Süßspeise verträgt. Doch plötzlich treibt in der Kinderklinik ein Puddingdieb sein Unwesen: Irgendjemand mopst täglich Christophers Rationen. Wer steckt dahinter? Co-Patient Ben gründet ein Detektivteam und geht auf Spurensuche.

Die ganze Geschichte kann man im neuen Kinderbuch der Soziologin und mehrfachen Mutter Nina Weimann-Sandig lesen. Vor kurzem hat sie ihr Erstlingswerk in der Klinik für Kinder und Jugendliche am Klinikum Fürth vorgestellt. Inspiriert dazu wurde die 41-jährige Fürtherin von ihrem 15-jährigen Sohn. Er litt vor Jahren an einer schweren Erkrankung und musste immer wieder Zeit im Krankenhaus verbringen. Dort langweilte er sich furchtbar und musste täglich Spritzen ertragen. Die Puddingdieb-Erzählung rund um Ben Theodor Fontane entstand nach und nach an den langen Tagen in der Klinik.

"Die Geschichte kann vielen Kindern und Eltern, die verzweifelt sind und sich und ihre Kinder ablenken möchten, vielleicht helfen", sagt Weimann-Sandig aus eigener Erfahrung. Denn irgendwie müssten betroffene Eltern auch in der Kinderklinik den Alltag überstehen. Das Buch richtet sich vor allem an Heranwachsende zwischen sieben und elf Jahren.

Der Name "Ben Theodor Fontane" entstand, weil Nina Weimann-Sandig gerne Werke des Schriftstellers Theodor Fontane liest – und sich ihr Sohn einen Dichternamen für den Detektiv gewünscht hatte. Ihr Nachwuchs hatte sie auch darin bestärkt, die in der Klinik entworfene und erzählte Geschichte in Buchform zu bringen.

Dass so ein Kinder-Krimi durchaus zum Wohlergehen beitragen kann, bestätigt Chefarzt Prof. Dr. Jens Klinge. "Die Psyche hat einen unmittelbaren Effekt auf die Gesundheit und es ist sehr wichtig, dass Kindern die Angst im Krankenhaus genommen wird. Alles, was das Wohlbefinden von Kindern fördert, ist für alle gut – auch für die Eltern, die Ärzte und die Pflegekräfte", betont der Mediziner.

Für eine kindgerechte Umgebung in der Kinderklinik am Klinikum Fürth sorgt unter anderem seit 1987 der Verein Freunde und Förderer der Kinderklinik Fürth. "Ich finde, dass dieses Buch eine super-schöne Sache ist", sagt die Vorsitzende Susanne Haselmann. Kürzlich wurde erst der neue Spielplatz eingeweiht, es gibt außerdem einen therapeutischen Spieltreff und vielfältige Angebote wie Obst, Eis im Sommer und die "Tapferkeitskiste", aus der sich Kinder etwas aussuchen dürfen, wenn eine Infusion gelegt wurde.

Auch während des Corona-Lockdowns besuchten Haselmann und ihr Team die jungen Erkrankten – soweit es die Beschränkungen zuließen. "Für uns ist wichtig, dass der Klinikaufenthalt für kleine Patienten so angenehm wie möglich verläuft. Daher ist das Buch für uns eine Bereicherung", so Haselmann, die nun einige Exemplare an betroffene Familien verteilen möchte.

"Ben Theodor Fontane und der gemeine Puddingdieb" (2021) von Nina Weimann-Sandig ist mit Bildern von Oliver Ruf im Europa-Verlag erschienen und im lokalen Buchhandel in Fürth erhältlich.

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