Fürther Awo-Chef räumt das Feld

29.11.2011, 19:00 Uhr
Fürther Awo-Chef räumt das Feld

© Mark Johnston

Nichts zu tun habe der Schritt mit den Querelen im Zusammenhang mit seiner Stadtratstätigkeit als Abwickler des Zweckverbands zur Wasserversorgung des Knoblauchslands, sagte Bloß den FN. Wie berichtet, hatte die Stadtspitze im Juli Anzeige wegen des Verdachts der Untreue gegen den 63-Jährigen erstattet, weil er nach ihrer Ansicht zwischen 2006 und 2011 unzulässige Rechnungen über rund 52000 Euro gestellt hat.

Fürther Awo-Chef räumt das Feld

© Hans-Joachim Winckler

Die Staatsanwaltschaft ermittelt, ob es zu einer Anklage kommt, ist allerdings bis heute nicht entschieden. Nach Informationen der Fürther Nachrichten dürfte es auch noch geraume Zeit dauern, bis die Beteiligten Klarheit darüber erhalten. Bloß hatte dennoch rasch reagiert: Unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen ihn bat er Mitte Juli darum, sein Ehrenamt als Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt (Awo) vorerst ruhen zu lassen. Die kommissarische Leitung des Verbands mit 2300 Mitgliedern und 430 Beschäftigten, unter anderem in zwei Altenheimen und einem Kinderhort, hatte seitdem seine vorherige Stellvertreterin Karin Hirschbeck inne.

Am Freitagabend wurde die 50-jährige Juristin von rund 50 Delegierten einer außerordentlichen Awo-Kreiskonferenz in Burgfarrnbach ohne Gegenstimmen zu Bloß’ Nachfolgerin gewählt. Wie Hirschbeck auf FN-Anfrage betonte, gebe es Werner Bloß aus Awo-Sicht fachlich nichts vorzuwerfen; eine „umfassende Prüfung“ seiner Tätigkeit seit dem Amtsantritt Mitte 2008, unter anderem durch einen Wirtschaftsprüfer und einen Bank-Chef, habe keinerlei Unregelmäßigkeiten ergeben.

Hirschbeck macht jedoch kein Geheimnis daraus, dass ungeachtet dessen die Stellung des Vorsitzenden im Verband zunehmend ins Wanken geraten war. In einer Sitzung des Awo-Kreisausschusses im September hatte Bloß deshalb die Vertrauensfrage gestellt, von 15 der 26 anwesenden Fürther Ortsvereinschefs sei ihm die Gefolgschaft verweigert worden. Logische Folge sei die Einberufung der Konferenz vom Freitag gewesen — mit dem klaren Ziel der Abwahl, der Bloß mit seinem Rücktritt zuvorkam.

So schmerzlich der Prozess für den Fürther Wohlfahrtsverband auch war: Sie sei „froh, dass wir jetzt unser Tagesgeschäft in Ruhe weitermachen können“, sagt Hirschbeck erleichtert — ohne quälende Personaldiskussionen, die Fürths Awo nach Einschätzung des Vorstands in zwei Lager zu spalten drohten.

Der Awo-Vorsitz ist für Bloß nun zwar Vergangenheit, doch Rückschlüsse auf sein Stadtratsmandat lasse das nicht zu, unterstrich er auf Nachfrage unserer Zeitung. Nach einer überstandenen schwierigen Operation und anschließender Reha werde er demnächst „selbstverständlich“ aus seinem monatelangen Krankenstand auf die kommunalpolitische Bühne zurückkehren.

Schon bei den Haushaltsberatungen des Stadtrats am 6. und 7. Dezember wolle er wieder in den Reihen der SPD Platz nehmen — allerdings unter geänderten Vorzeichen: Auf Drängen der Genossen hat Werner Bloß bereits im Juli alle Parteifunktionen, darunter den stellvertretenden Vorsitz der Ratsfraktion, sowie seine Sitze in kommunalen Ausschüssen abgegeben.

 

Keine Kommentare