Fürther Chirurg gewinnt Rechtsstreit

14.1.2010, 00:00 Uhr
Fürther Chirurg gewinnt Rechtsstreit

© Winckler

Wie mehrfach berichtet, hatte eine geplante Strukturveränderung für Wirbel gesorgt und schließlich dazu geführt, dass Chefarzt Rupprecht vor den Kadi zog, weil er die drohende Beschneidung seiner Kompetenzen nicht hinnehmen wollte. Die von Rupprecht seit 2004 geleitete Chirurgie I des Klinikums soll in zwei spezialisierte Thorax- beziehungsweise Darmzentren aufgeteilt werden. Statt 100 Patientenbetten würde Rupprechts Zuständigkeit künftig nur noch etwas über ein Zehntel umfassen.

Weil Holger Rupprecht die betreffende Änderungskündigung, die de facto seine Entmachtung als Chefarzt bedeutet hätte, nicht widerspruchslos hinnehmen wollte, trafen sich die Parteien mehrfach vor dem Arbeitsgericht in Nürnberg. Dieses urteilte nun, dass es für die Kündigung keine rechtliche Grundlage gibt und Rupprecht als Chefarzt der Chirurgie I im Amt bleiben muss.

«Leistungsniveau abgewertet»

«In der Verhandlung wurde das Leistungsniveau unserer Abteilung mit dem Begriff ,Feld-, Wald- und Wiesenchirurgie‘ abgewertet. Das ist nicht nur eine Beleidigung für mich und meine akademischen Lehrmeister, sondern schädigt das Klinikum letztendlich selber», moniert Rupprecht, der auf den von dritter Seite mehrfach bestätigten guten Ruf «seiner» Chirurgie I verweist. Und die Frage stellt, wem das «Waschen schmutziger Wäsche in der Öffentlichkeit» letztlich nutzt.

Sein Ärzte- und Pflegeteam weiß Rupprecht angesichts zahlloser Solidaritätsbekundungen - auch von Patientenseite - hinter sich. Aus seiner Sicht ist nun die Politik gefordert, sich den vom Arbeitsgericht geschaffenen Fakten zu stellen und den bisherigen Kurs des Fürther Stadtrats, der für die Teilung der Chirurgie I votiert hatte, zu korrigieren.

Rupprechts Anwalt Joachim Paßler warnt vor verfrühter Euphorie, zumal noch keine schriftliche Begründung des Gerichtsentscheids vorliegt und das Klinikum in Berufung gehen kann. Ein Schritt, zu dem sich Klinikvorstand Peter Krappmann gestern im Gespräch mit den FN nicht äußern mochte: «Es gibt nicht nur noch kein schriftliches Urteil, vor Februar ist damit auch nicht zu rechnen», erklärt Krappmann und versichert, dass alles «beim Alten» bleiben werde, die Aufteilung der Chirurgie I in zwei getrennte Fachbereiche mit eigenen Chefärzten also vorerst vom Tisch sei.

Krappmann signalisiert Gesprächsbereitschaft: Er könne sich trotz der Auseinandersetzung mit Professor Rupprecht an einen Tisch setzen. «Eine Zusammenarbeit auf sachlicher Ebene muss möglich sein», betont Krappmann. Aus Stadtratskreisen verlautete, dass der Versuch, Holger Rupprecht zu entmachten, mit von der Stadtspitze mehrfach bestrittenen Privatisierungsplänen für das Klinikum zusammenhängt. Dem streitbaren Chefarzt soll sogar eine größere Abfindung für seinen freiwilligen Rückzug angeboten worden sein.

Professor Rupprecht ist aber nach eigenen Worten «festen Willens, weiterzumachen». Der gute Ruf seiner Chirurgie habe zu «Wartelisten ohne Ende» geführt. Nun gelte es, diesen Patienten möglichst schnell zu helfen. Rupprecht hofft, dass das zu seinen Gunsten gefallene Urteil Signalwirkung hat und er seiner Arbeit in Zukunft ungestört nachgehen kann: «Ich will einfach wieder meine Ruhe haben.» HANS VON DRAMINSKI