Fürther Erzieherinnen gingen auf die Straße

7.5.2009, 00:00 Uhr
Fürther Erzieherinnen gingen auf die Straße

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Das Streikbüro platzt aus allen Nähten. Rund 60 Kinderpflegerinnen und Erzieherinnen haben sich im Erdgeschoss des Fürther Gewerkschaftshauses versammelt, um ihrem Unmut Luft zu machen.

«Freude und Ärger meines Berufs» steht auf einer Tafel geschrieben, darunter pappen grüne und rote Zettel, die die Frauen ausgefüllt haben. Als positiv bewerten sie die Abwechslung und den Spaß an der Arbeit mit Kindern. Die andere Seite sind Stress, Lärm, zu wenig Personal sowie mangelnde Anerkennung und schlechte Bezahlung für einen Beruf, der immerhin fünf Jahre Ausbildung erfordert.

Zudem nehmen die Belastungen für die Mitarbeiter stetig zu, sagt Josefine Siefert, die bei der Stadt Fürth als Sachgebietsleiterin für die Kindertagesstätten zuständig ist. Die Kinder würden immer schwieriger, der Druck der Eltern auf die Erzieher steige. Für Siefert dokumentiert sich das in einem höheren Krankenstand und einer wachsenden Zahl von Mitarbeitern, die krankheitsbedingt langfristig ausfallen.

Mit dem Warnstreik unterstreicht die Gewerkschaft ver.di ihre Forderung nach einem Tarifvertrag zum Gesundheitsschutz für Erzieherinnen. So sollen unter anderem Lärmbelastungen durch die Umgestaltung von Räumen vermindert werden, mehr Personal soll für Entlastung sorgen. Aber es geht auch um Geld. «Die Bezahlung ist ein Witz», schimpft eine Frau. Berufseinsteiger erhalten derzeit nach fünf Jahren Ausbildung brutto 1922 Euro.

Frank Bess, Gewerkschaftssekretär bei ver.di, macht den Frauen Mut und schwört sie gleichzeitig auf einen langen Arbeitskampf ein. Die erzieherische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sei wichtig, sagt er. «Sie sind die Baumeister des Fundaments, auf dem unsere Gesellschaft steht.»

Ärgerlich für Eltern

Der Warnstreik sei ein deutliches Zeichen an die Arbeitgeberverbände. Bess räumt ein, dass sicherlich etliche Eltern nicht glücklich darüber sind, wenn die Betreuung ihrer Kinder plötzlich wegfällt. Das Ziel sei daher, die Eltern für die Sorgen und Nöte der Erzieher zu sensibilisieren und ihr Verständnis zu wecken. Schließlich gehe es auch um eine bessere Betreuung des Nachwuchses.

Bis zum 14. Mai läuft nun die Urabstimmung der Gewerkschaft. Mit einem dauerhaften Streik ist zu rechnen, falls sich mehr als 75 Prozent der ver.di-Mitglieder dafür aussprechen sollten. «Stellen Sie sich vor, was passiert», ruft Bess den Erzieherinnen zu, «wenn in ganz Deutschland die Kindertagesstätten schließen.» Im Vergleich «zu diesem Sturm» sei der Warnstreik nur ein laues Lüftchen.