Fürther Frauen haben Großes geleistet

9.3.2009, 00:00 Uhr
Fürther Frauen haben Großes geleistet

© Sarah Zimmermann

Da eine vorwiegend «männliche Geschichtsschreibung» stattfindet, war es das Ziel, durch die Aufarbeitung der Lebensläufe von 21 Fürther Frauen deren Leistungen der Öffentlichkeit bewusst zu machen. Ein historischer Tag, der mit historischen Klängen begrüßt wurde. In mittelalterlichem Gewand spielte Musikerin Ulrike Bergmann die Drehleier, ein Instrument, das in seiner 1000-jährigen Geschichte auch oft «Weiberleier» genannt wurde.Das passende Instrument also für den Internationalen Frauentag 2009. Im großen Saal der Gaststätte sitzen fast ausschließlich Frauen, unter ihnen Stadträtinnen, Historikerinnen, Vertreterinnen aus Frauenorganisationen.

Hildegard Langfeld, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Fürth, erinnert an einige Meilensteine, die in der Geschichte den Frauen das Ziel Gleichberechtigung ein Stück näher gebracht haben. So etwa das vor 90 Jahren eingeführte Frauenwahlrecht.

Dennoch, so Langfeld, «sind wir von echter Gleichberechtigung noch Lichtjahre entfernt». Im Schnitt 23 Prozent weniger verdienen Frauen im Vergleich zu Männern. Langfeld fordert deshalb gleichen Lohn für gleiche Arbeit, mehr Frauen in Führungspositionen und größere Karrierechancen.

Hauptthema der Veranstaltung im Grünen Baum war vor allem der historische Umgang mit den Verdiensten von Frauen. Geschichtsschreibung sei nach wie vor männlich dominiert, so die Gleichstellungsbeauftragte. In der Überlieferung fielen die Leistungen von Frauen oft unter den Tisch.

Auf Spurensuche

Um dem entgegenzuwirken, haben vier Historikerinnen sich auf Spurensuche begeben und 21 Fürther Frauen gefunden, die in den Bereichen Kunst und Kultur, Politik, Soziales, Wirtschaft, Religion, Wissenschaft und Bildung Großes geleistet haben. Festgehalten wurden die Ergebnisse in einer Broschüre, die ab dieser Woche in verschiedenen Fürther Dienststellen erhältlich sein wird. Die Historikerinnen Renate Trautwein, Irmi Eimer, Annita Reim und Barbara Ohm stellten je eine der Frauengeschichten vor.

Erzählt wurde etwa von Catharina van Lierd, einer der ersten Unternehmerinnen der Region. Oder von Edith Wikström-Heilbronn, die über 220 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlichte und 1999 für den Nobelpreis vorgeschlagen wurde.

Oberbürgermeister Thomas Jung ist einer der wenigen Männer, die sich im Gasthof eingefunden haben. Wie sieht es mit der Stellung der Frau in Fürth aus? Jung spricht von einer «Trendwende». «Von 50 Stadträten sind 23 Frauen. So eine Verteilung kann kaum eine bayerische Großstadt vorweisen.»

Er ergänzt, dass außerdem 30 Prozent der Leitungspositionen der Stadt mit Frauen besetzt sind. In Zukunft sollen es noch mehr werden. «Die Frauen in der Broschüre werden nicht die letzten Fürtherinnen bleiben, die viel erreichen», ist sich Jung sicher. Er erntet tosenden Applaus, als er seinen Vortrag schließt: «Eigentlich wusste man es ja schon immer: Dass Frauen einfach in allem gut sind.»

Eine Umfrage

Für die Belange der Fürther Frauen hatten sich am Samstag auch die Frauen der Bündnisgrünen eingesetzt. Mit einer Umfrageaktion in der Fußgängerzone wollten sie herausfinden, welche Bedürfnisse der weibliche Teil der Bevölkerung an die Stadtgestaltung hat, wie Frauen zur Idee der Neuen Mitte stehen, wo sie Verbesserungsbedarf sehen.

Auch diese Woche wird das Rahmenprogramm rund um den Frauentag weitergehen. So wird der Freitag zum «Equal Pay Day», an dem das Frauenforum Fürth Forderungen zur Lohngleichheit stellt.

S. ZIMMERMANN