Fürther Fraunhofer Institut durchleuchtet Kunstobjekt

6.10.2015, 11:00 Uhr
Fürther Fraunhofer Institut durchleuchtet Kunstobjekt

© Foto: Ufuk Arslan

Mitunter gehen Artefakte aus Museen auf Reisen, damit man sie auch in anderen Ausstellungen zu Gesicht bekommt. So auch der Erbschenkenpokal des Grafen von Limpurg aus der Zeit um 1561, den der Nürnberger Goldschmied Christoph Ritter gestaltet hat.

Seit Frühjahr 2014 ist das reich verzierte Objekt aus vergoldetem Silber im Besitz der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall. Doch kaum dort angekommen, sollte die Neuerwerbung schon bei einer anderen Schau zu sehen sein, genauer gesagt: im renommierten Berliner Martin-Gropius-Bau. Um währenddessen die Museumsbesucher der Kunsthalle Würth nicht enttäuschen zu müssen, bleibt der Pokal-Platz dort jedoch nicht leer. Dank eines Abstechers nach Atzenhof ist in Schwäbisch Hall momentan eine holografische Kopie des edlen Stücks zu sehen.

Der XXL-Computertomograph des Fürther Fraunhofer Instituts für Integrative Schaltungen fertigte dreidimensionale Bilder des Erbschenkenpokals. Weil dieser aufwendig graviert ist und aus verschiedenen Materialien unterschiedlicher Dichte besteht, war eine extrem hohe Strahlendosis nötig, um ihn möglichst detailgetreu ablichten zu können, erklärt Thomas Kondziolka, beim Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen zuständig für das Marketing.

Immer öfter finden kunsthistorische Objekte ihren Weg nach Fürth. „Deren Besitzer sehen unseren Computertomographen zunehmend als Möglichkeit, in ihre Kunstwerke hineinsehen zu können, ohne dass beschädigt werden“, beobachtet Kondziolka. So ließen sich interessante Erkenntnisse darüber gewinnen, ob das Stück gefälscht ist oder ob im Rahmen von Restaurierungen neue, nicht dem Alter des Objekts entsprechende Teile verbaut wurden.

Eingespiegelte Projektion

Der Pokal aus der Kunsthalle Würth allerdings wurde aus anderen Gründen durchleuchtet und vermessen. Aus den gewonnenen Daten entstand eine holografische Kopie. Sie bildet in einem Glaskasten das Objekt mittels einer von drei Beamern eingespiegelten Projektion ab. Diese basiert auf den durch den Fürther Computertomographen gewonnenen Daten. So können die Würther Museumsbesucher den Pokal betrachten, ohne dass er wirklich da ist. Wie das ankommt? „Eine direkte Befragung dazu gibt es nicht“, erzählt Maria-Theresia Heitlinger, bei der Kunsthalle zuständig für die Pressearbeit. „Aber wir haben auch keine negativen Rückmeldungen erhalten“, sagt sie und folgert daraus, dass die Projektion gut angenommen wird.

Auch Thomas Kondziolka vom Fraunhofer Institut ist mit dem Ergebnis zufrieden. Mittlerweile sei der XXL-Computertomograph auf dem ehemaligen Flughafen-Gelände in Atzenhof auch dank solcher Einsätze im Kunstbereich gut ausgelastet. „Die Anlage ist quasi im Dauereinsatz“, sagt er. Das sei ein Grund zur Freude, vor allem, weil immer wieder andere Objekte durchleuchtet werden. Nur so könne man auch Neues ausprobieren und die Maschine permanent weiterentwickeln.

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