Fürther Freiheit: Um die Parkplätze wird gerungen

28.3.2018, 06:00 Uhr
Fürther Freiheit: Um die Parkplätze wird gerungen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Vorausgegangen war ein heilloses Wirrwarr von Zahlen und Argumenten, bei dem selbst Insider die Übersicht verloren. Wirtschaftsreferent Horst Müller räumt ein, dass er nicht mehr alles genau rekonstruieren kann; Matthias Bohlinger aus dem Stadtplanungsamt spricht von "unorthodoxen" Vorgängen.

Im Kern verbirgt sich dahinter: ein Konflikt zwischen denen, die möglichst viele ebenerdige und gut erreichbare Parkplätze für Besucher der Stadt haben möchten, weil das für die Geschäfte unabdingbar sei (Wirtschaft, Handel, Stadtspitze); und jenen, die Autos möglichst aus dem Zentrum heraushalten möchten und meinen, es gebe in Fürth mehr als genug Parkraum (Verkehrsplaner, Umweltschützer, Rad-Lobby).

Keiner weiß vom anderen

So kam es, dass man im Stadtplanungsamt zwischenzeitlich ein Konzept mit gerade noch 33 Parkplätzen auf der Freiheit anschob, gleichzeitig aber der kommunale Wirtschaftsausschuss und der Stadtrat Ende 2016 auf Bitte des örtlichen Handels beschlossen: Das Gros der Freiheit mit rund 120 Stellplätzen soll auch künftig zur Verfügung stehen. Und keiner wusste offenbar vom anderen – oder wollte von ihm wissen.

Nun also ist von besagten 72 Plätzen die Rede, das wären in etwa so viele wie vor dem Bau der Neuen Mitte. Zur Erinnerung: Als die Arbeiten am Einzelhandelsprojekt für massive Behinderungen sorgten, hatte die Stadt 2013 das Parken auf zusätzlichen Teilen der Freiheit gestattet, um den Handel zu stützen. Der damals noch hier stationierte Wochenmarkt zog dauerhaft zum Bahnhofplatz um.

Die Neue Mitte ist bekanntlich längst fertig. Was blieb, war die erweiterte Parkfläche. So hätten sich das die Geschäftsleute auch künftig gewünscht. Kürzlich stellte deshalb der städtische Wirtschaftsbeirat den Antrag auf Beibehaltung. Man sehe "der Reduzierung der Stellplätze, gerade im Hinblick auf die bereits begonnene sehr positive Revitalisierung der Innenstadt durch Neue Mitte und Carré Fürther Freiheit, äußerst kritisch entgegen", heißt es darin. Und Gerhard Fuchs, Geschäftsführer der örtlichen Industrie- und Handelskammer (IHK) meint: Man müsse noch immer verlorengegangene Kundschaft "nach Fürth zurückholen".

Dass ab 2019 wieder weniger Parkplätze zur Verfügung stehen sollen, hängt mit der Planung des neuen Wochenmarkts auf der Bustrasse zwischen Freiheit und Adenaueranlage zusammen. Denn die sieht vor, dass ein Drittel der Freiheit im östlichen Teil als "Aktionsfläche" genutzt wird. Hier sollen immer wieder mal Spezialangebote den angrenzenden Wochenmarkt ergänzen — aber wohl nur ein- bis zweimal im Monat, für den Rest der Zeit stünde die Fläche leer. Das, findet OB Thomas Jung, sei nicht zu rechtfertigen, deshalb müsse auch die Aktionsfläche als Parkplatz zur Verfügung stehen, wenn dort nichts stattfindet. Im Klartext: Es bliebe doch bei der heutigen Kapazität.

Jung spricht von einem "pragmatischen Ansatz", Fürsprecher der Parkplatzreduzierung fühlen sich indes ausmanövriert. Sie wünschen sich stattdessen kreative Nutzungen, die die Aufenthaltsqualität im Zentrum erhöhen. Man ahnt: Ausdiskutiert ist dieses Thema auch jetzt längst noch nicht.

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