Fürther Kärwa-Bilanz: Gipfelsturm trotz Wetter-Delle

10.10.2017, 18:22 Uhr
Besonders mit außergewöhnlichen Fahrgeschäften konnte die Fürther Kärwa in diesem Jahr punkten.

Besonders mit außergewöhnlichen Fahrgeschäften konnte die Fürther Kärwa in diesem Jahr punkten.

Schluss mit Bescheidenheit: Der Champion von Bayern oder Süddeutschland zu sein, ist nicht mehr gut genug. "Wir sollten endlich den Mut haben zu sagen: Unsere Kärwa ist die größte Straßenkirchweih Deutschlands", ruft Wirtschaftsreferent Horst Müller. Kräftiger Applaus begleitet seine Worte beim Frühschoppen der Schausteller, wo traditionell Bilanz gezogen wird. Müller zufolge zählt die Michaelis-Kirchweih zu den "größten zehn bis 15 Volksfesten" des Landes – und das als einzige Straßenkirchweih. Alle anderen Veranstaltungen werden auf Festplätzen gefeiert.

Gut eine Million Menschen huldigten in diesem Jahr wieder der Königin der Kirchweihen – der deutschen Kirchweihen, wie man bald wohl sagen muss. Das sind natürlich Schätzwerte, gezählt hat die Gäste niemand, weil es schlicht unmöglich wäre.

Einig sind sich alle darin, dass 2017 nicht die Besucherzahlen der Vorjahre erreicht wurden, Regen, Wind und kühle Temperaturen drückten auf die Bilanz. Dafür wiederum lief es aber gar nicht schlecht. "Die Fürther gehen eben trotzdem auf ihre Kärwa", sagt Bürgermeister Markus Braun, notfalls mit dicker Jacke und Schirm. Eduard Wentzl vom Verband der Schausteller und Marktkaufleute pflichtet bei: "Die Kollegen sagen, sie seien zufrieden. Sie haben gute Geschäfte gemacht."

Trotz der Menschenmenge, die sich durch die Straßen schob, verlief das Fest gewohnt friedlich. Die Polizei verzeichnete bis Dienstag lediglich drei Körperverletzungen und kaum andere Delikte. Wermutstropfen bleibt der Unfall beim Erntedankfestzug, bei dem eine Frau verletzt wurde. Kritik hagelt es an der Moderation der Live-Übertragung im Fernsehen. Zu viele Interviews, die nichts mit der Kärwa zu tun hatten, hat Horst Müller gesehen. Auch Eduard Wentzl vermisste einen engeren Bezug zum Festzug. "Da müssen wir mit dem BR reden."

"Etablieren" wird sich Müller zufolge die neue Passage in der Königswarterstraße. Fürs erste Jahr sei sie "sensationell" angenommen worden. Noch im Oktober erwartet die Stadt die Nachricht, ob es die Kärwa doch noch auf die bayerische Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes schafft. "Wir brauchen das nicht wegen der Besucherzahlen", sagt Horst Müller, "wir wollen es, weil es diese Traditionsveranstaltung verdient hätte."

Schon jetzt ist die Vorfreude auf das nächste Jahr enorm: Anlässlich des 200. Jubiläums der Eigenständigkeit als Stadt bahnt sich eine Kirchweih XXL über 16 Tage an – wie zuletzt im Jubiläumsjahr 2007. "Die Kärwa ist dann länger, das Wetter besser – dann brechen wir alle Rekorde", kündigt Horst Müller an. Wie gesagt, Bescheidenheit klingt anders.


100.000 Besucher: Der Erntedankfestzug in Bildern


 

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