Fürther Kriminalitätstatistik: Stadt der Guten?

24.4.2017, 06:00 Uhr
Fürther Kriminalitätstatistik: Stadt der Guten?

© Foto: Hans Winckler

Historischer Tiefstand: Zum ersten Mal wurden in Fürth weniger als 6000 Straftaten verübt, sagt Peter Messing. Zum ersten Mal seit wann? Der Polizeichef sucht nach Worten. Seit Menschengedenken wäre falsch, seit ewigen Zeit vielleicht etwas ungenau. Messing legt sich fest: "Auf jeden Fall zum ersten Mal in diesem Jahrtausend." In Erlangen sind es nicht sehr viele mehr, Erlangen hat aber auch deutlich weniger Einwohner. Folglich verzeichnet Fürth nicht nur in Summe die wenigsten Straftaten, sondern hat mit 4792 auch die kleinste "Häufigkeitszahl": begangene Verbrechen pro 100 000 Einwohner. Erst diese Zahl macht einen Vergleich mit anderen bayerischen Städten möglich. Hinter Fürth folgen Erlangen und München auf Platz zwei und drei. Am Tabellenende stehen Regensburg und Nürnberg.

Mehr Einbrüche: Nicht in jeder Sparte gibt es Positives. So registrierte die Fürther Polizei 21 Wohnungseinbrüche mehr als 2015. Die Erklärung: Im Mai hatte ein Täter im Schnelldurchlauf probiert, über 30 Reihenhaustüren in Poppenreuth zu knacken. Ein Albtraum für die Bewohner und für jede Polizeistatistik. Waren die Türen nur zugezogen, hatte der Täter Erfolg und durchwühlte die Korridore nach Beute. Stark zugenommen haben die Fahrraddiebstähle, doch auch hier gibt es eine simple Erklärung: Ein Sachbearbeiter fiel im November und Dezember 2015 krankheitsbedingt aus, wodurch sich etliche Fälle ins Jahr 2016 schleppten. Leicht angestiegen – von 1116 auf 1179 – ist die Straßenkriminalität, also Verbrechen, die im öffentlichen Raum geschahen, von der Sachbeschädigung bis zur Körperverletzung. Vor zehn Jahren lag die Zahl noch bei 1800.

Weniger Ladendiebstähle: Zu den Straftaten, deren Zahl rückläufig ist, gehörten 2016 die Ladendiebstähle, was nicht nur die Polizei überrascht. Dank der Neuen Mitte herrscht schließlich deutlich mehr Betrieb in der City. Zudem wurde seltener zugeschlagen. Den Rückgang der Gewaltdelikte erklärt Messing damit, dass die Polizei an Schwerpunkten Präsenz zeigt und weiterhin darauf achtet, dass die Besucher von Vorortkirchweihen, insbesondere Jugendliche, keinen Alkohol aufs Festgelände mitbringen. Eine große Rolle spiele zudem die auf 2 Uhr vorverlegte Sperrzeit in der Innenstadt.

Die Erfolge: Die Aufklärungsquote sank von 68,1 auf 65,7 Prozent, was Messing als "normale Schwankung" erklärt. Bayernweit waren nur die Polizisten in Augsburg und Würzburg erfolgreicher. Besonders hoch ist die Quote bei Gewaltverbrechen, besonders niedrig unter anderem bei Handtaschendiebstählen. Unter "herausragende Fälle" führt die PI Fürth den geklärten Mord an einem Obdachlosen sowie den bewaffneten Überfall auf eine Spielothek in der Nürnberger Straße. Alle drei Täter sitzen in Untersuchungshaft. In einem Altenheim konnte eine Pflegekraft überführt werden, die über Jahre hinweg Bewohner bestohlen hatte. Als Verantwortlichen für eine unheimliche Brandserie ermittelte die Polizei einen arbeitslosen 20-Jährigen. Zwei jugendlichen Intensivtätern konnten 47 Diebstähle aus Umkleidekabinen von Sportvereinen und Schulen nachgewiesen werden.

Woher kommen die Täter? Knapp 60 Prozent der Straftaten in Fürth wurden von deutschen Staatsangehörigen begangen, 40 Prozent von Ausländern. 57,9 Prozent der Täter hatten ihren Wohnsitz in der Kleeblattstadt. Zu den anderen zählten nicht selten organisierte Banden oder reisende Verbrecher wie bei der Einbruchserie in Poppenreuth, die einem Esten nachgewiesen wurde. Unter den Asylbewerbern bereiten jene Menschen Probleme, die nach Deutschland kommen, um während des Asylverfahrens gezielt Verbrechen zu begehen; gerade Georgier tun sich unrühmlich hervor. Die Masse der Asylbewerber sei jedoch absolut unauffällig, heißt es von Seiten der Polizei.

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