Fürther Lebenshilfe hat neue Werkstätten eröffnet

27.11.2018, 06:00 Uhr
Fürther Lebenshilfe hat neue Werkstätten eröffnet

© Foto: Hans-Joachim Winckler

So aufgeräumt fröhlich wie die inklusive Musikschul-Combo "Vollgas Connected" die prominenten Gäste der Einweihungsfeier in der neuen Mensa von ihren Sitzen reißt, so munter geht es auch in den Arbeitsräumen zu. Kein Vergleich jedenfalls zum Stress bei der Produktion unter Zeitdruck in der freien Wirtschaft.

Diese Lockerheit strahlt auch Geschäftsführer Rolf Bidner aus, als er von den Pannen beim Neubau berichtet. Am meisten gelacht habe man darüber, dass sich die Toilettentür nicht schließen ließ, weil zu große Waschbecken im Weg waren. Ein Problem, das ebenso gelöst wurde wie viele andere. Dass Türen und Spiegel erst zur Einweihung der neuen Räume – fast drei Monate nach ihrem Bezug – geliefert wurden, kommentiert er mit der Feststellung, dass diese Dinge doch eigentlich verzichtbar sind.

Mit ihrem barrierefreien, neuen Quartier, das die Zwischennutzung ehemaliger Grundig-Räume auf drei Etagen an der Kurgartenstraße ersetzt, hat die Lebenshilfe auf Anhieb gute Resonanz bei benachbarten Industriebetrieben gefunden. Das liegt vor allem an der modernen Großküche mit Mensa, die von Firmenmitarbeitern gerne genutzt wird. Drei Köche und etliche Helfer bereiten täglich 1100 frische Mahlzeiten zu. Das nutzen auch Schulen und Kindergärten. In der bisherigen Küche am Stammsitz der Dambacher Werkstätten an der Aldringerstraße werden künftig Spezialitäten für das Lebenshilfe-Café Samocca in der Rudolf-Breitscheid-Straße hergestellt.

Vor zehn Jahren sind die Werkstätten dort bereits für 4,6 Millionen Euro generalsaniert worden. Hier gibt es auch eine eigene Spritzerei, in der beispielsweise Brillenteile für die seit 1989 mit der Lebenshilfe kooperierende Fürther Firma Uvex hergestellt werden. Rund 160 Menschen haben so einen Platz in der Arbeitswelt gefunden. Ihnen stehen etwa 90 Lebenshilfe-Mitarbeiter zu Seite: Handwerker, Heilerziehungspfleger und Sozialpädagogen. Als gemeinnützige GmbH dürfen die Dambacher Werkstätten keinen Gewinn erzielen. Das entstresst.

Im Neubau auf dem 7350 Quadratmeter großen Grundstück werden hauptsächlich leichte Montage- und Verpackungsarbeiten für Firmen bis aus der Oberpfalz durchgeführt. Dazu gehört auch Siemens. Die Geschäftsverbindungen zu Unternehmen im Gewerbegebiet West entwickeln sich vielversprechend. Kurze Lieferwege zeichnen den neuen Standort aus.

Hell und übersichtlich sind die neuen Räume. Doch ihre Entstehung war mit Hindernissen gepflastert. Viermal musste der Mietvertrag im Ausweichquartier an der Kurgartenstraße verlängert werden, weil der Zeitplan durch Wetterkapriolen und andere Probleme immer wieder über den Haufen geworfen wurde. Knapp fünf Millionen Euro Zuschuss gab es für das Großprojekt aus staatlichen Kassen.

Eine öffentliche Förderung in Höhe von drei Millionen hatte die Lebenshilfe bereits für die Sanierung der Werkstätten in der Aldringerstraße erhalten. Die Differenzen zu schultern, ist für den rund 1000 Mitglieder zählenden Lebenshilfe-Verein kein Kinderspiel. Schließlich hat das Sozialunternehmen 2008 auch eine neue zentrale Geschäftsstelle hinterm Fürther Rathaus eröffnet.

Noch ist nicht alles perfekt im neuen Werkstatt-Quartier, doch die Voraussetzungen für eine gute Entwicklung sind geschaffen. Vor allem die Verkehrswege einschließlich Bushaltestelle müssen noch den letzten Schliff erhalten. Fußläufig ist der Neubau vom nahen Jugendhaus Hardhöhe leicht zu erreichen.

Auf dem Grundstück ist auch noch Platz für einen weiteren Neubau. Geplant ist die Errichtung einer Förderstätte für Menschen mit schwerwiegenden Behinderungen. Sie wurden früher in einer Lebenshilfe-Zweigstelle in Zirndorf betreut, die in die runderneuerten Werkstätten an der Aldringerstraße eingegliedert worden sind. Das neue Werkstattquartier auf der Hardhöhe taugt auch für offizielle Anlässe. So hielt die Lebenshilfe erst kürzlich hier ihre Jahreshauptversammlung ab.

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