Gastronomie in Not

Fürther Wirte verzweifelt: Kein Personal in Sicht

22.8.2021, 10:00 Uhr
Fürther Wirte verzweifelt: Kein Personal in Sicht

© Foto: Hans-Joachim Winckler

"Es ist furchtbar, ganz furchtbar!" sagt Bernd Hausner, der die "Bar" in der Gustavstraße betreibt. Früher habe er einen Zettel ins Fenster gehängt, nach einer Woche hatten sich fünf Leute gemeldet, die als Bedienung einsteigen wollten. Es sei cool gewesen, in der Gustavstraße zu arbeiten.

Vor fünf Wochen hat er den Zettel wieder aufgehängt, aber es hat sich kein Mensch gemeldet. Weil von den Stammkräften einige im Urlaub waren und eine Küchenkraft krank wurde, hatte er vergangene Woche statt ab 10 Uhr erst ab 15 Uhr geöffnet. Jetzt läuft der Betrieb erst einmal wieder normal. "Zumindest solange keiner ausfällt . . .", sagt Hausner.


So geht es den Wirten in Nürnberg


Beim bayerischen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) heißt es, man sei froh über jede Hilfe, die man bekommen kann. Bundesweit seien während des monatelangen Lockdowns tausende Beschäftigte abgewandert. "Das sind viele Aushilfen und Minijobber, die keine Kurzarbeit machen konnten. Wer auf den Verdienst angewiesen war, musste sich notgedrungen umorientieren", sagt der Fürther Dehoga-Kreisvorsitzende Paul Reubel.

Aber auch viele festangestellte Fachkräfte haben sich etwas anderes gesucht: Kellner, Bedienungen, Köche oder Zimmermädchen stehen jetzt in der Bäckerei hinter dem Tresen oder fahren Pakete aus. "Die Leute mussten von heute auf morgen mit Kurzarbeitergeld auskommen. Nicht alle Arbeitgeber haben die gekürzten Löhne aus eigener Tasche ausgleichen können. Da bist Du gezwungen, schnell etwas anderes zu finden, vor allem wenn eine Familie zu versorgen ist", sagt Reubel.

Fast alle Aushilfen verloren hat das Schwarze Kreuz in der Königstraße, berichtet die Restaurantleiterin Beata Hofmann. Die Folge: Bisher hatte das Restaurant auch an Werktagen mittags und abends geöffnet, momentan nur noch ab 17 Uhr. Dafür ist am Wochenende durchgehend von 12 bis 21 Uhr auf. Man will vor allem jetzt, wo das Geschäft wieder anzieht, die umsatzstarken Spitzenzeiten abdecken.

"Wir hoffen, dass sich bald wieder mehr Bewerber melden" sagt Hofmann. Gesucht wird im Internet und auf Aushängen im Haus. "Eigentlich wünschen wir uns Kräfte mit Erfahrung. Aber das steht momentan gar nicht mehr an erster Stelle. Hauptsache, sie sind fleißig und haben Lust."

Beschäftigte nicht überlasten

Personell angespannt ist die Lage auch beim Grünen Baum in der Gustavstraße. Hier hat man einen zusätzlichen Ruhetag am Dienstag eingeführt, um für die Stammkräfte ausreichend Freizeit und Erholung zu gewährleisten. "Sie müssen intensiv arbeiten, wenn sie im Einsatz sind. Da wollen wir auf keinen Fall in den Überlastungsmodus kommen", sagt Pächter Markus Binder.

Es fehlen auch Aushilfskräfte, die Spitzenzeiten abdecken. Anders als in Erlangen und Nürnberg gebe es in Fürth kaum Studenten, die sich um einen 450-Euro-Job bemühen. Insgesamt findet es Binder schwer, gute Leute zu finden. "Sie sollen ja nicht nur Sachen von A nach B tragen. Wir haben einen gewissen Anspruch." Vor allem die Dienstleitungsbranche ist es seiner Meinung nach, die derzeit viel Personal bindet. Sie könne oft attraktivere Arbeitszeiten und einen freien Sonntag bieten.

"Viele Service- und Küchenkräfte haben durch den Lockdown das Vertrauen in die Gastrobranche verloren", fürchtet der Dehoga-Vorsitzende Reubel. "Sie haben gemerkt: Woanders kann man auch Geld verdienen – und hat auch noch am Wochenende frei." Er leitet selbst ein Hotel in Zirndorf und sucht seit Wochen Verstärkung für Service und Küche – bisher vergeblich.

Nicht unterkriegen lassen will man sich beim Babylon am Stadtpark. Zwar haben die Monate der Zwangspause laut Pächter Christian Ilg auch hier zu einem Personalnotstand geführt und – was das Essen angeht – zu einem "ganz, ganz eingeschränkten Angebot". Sobald das Kino und das Milchhäusle in der Adenaueranlage wieder stabilisiert sind, will er das kulinarische Angebot und die Öffnungszeiten ausweiten, damit das Babylon im Herbst wieder durchstarten kann. Bis dahin, so hofft er, wird sich jemand finden, der in der Küche den Kochlöffel schwingt.

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