Fürther Wirte: "Wir sind keine Erzieher"

24.3.2019, 10:00 Uhr
Fürther Wirte:

© Tobias Hase/dpa

Pommes mit Mayo? Nudeln mit Tomatensauce? Fischstäbchen? Nein, Paul Reubel hat wenig übrig für die klassischen Kinderteller, die viele Gaststätten anbieten. Und "kolossal" stört sich der Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes, der in Zirndorf ein Hotel und Restaurant betreibt, an den Namen, die diese Gerichte oft tragen: "Käpt’n Iglu oder Pumuckl-Teller – was soll das sein?", fragt er. "Was hat ein kleines Schnitzel mit Pumuckl zu tun?" Doch nicht nur wegen der seiner Ansicht nach deplatzierten Marken-Etikettierungen lehnt Reubel diese Art Kindergerichte ab, sondern auch, weil ihm nicht behagt, was oft drinsteckt: zu viel Zucker etwa in der Marinade vormarinierter Chicken-Wings.

Reubels Kinderkarte listet Pfannkuchensuppe, Flammkuchen, Kloß mit Sauce oder Putenschnitzel auf, natur oder mit Cornflakes paniert. "Davon abgesehen gibt es alles andere auch als halbe Portion." Der Gastronom freut sich, wenn sich Kinder für Bratkartoffeln und gegen Pommes entscheiden oder zu den Würstchen extra Karotten bestellen. Aber: "Es ist nicht Aufgabe von uns Gastwirten, Kinder zu erziehen." Denn wohin solle das führen? Dass sich der Nachwuchs im Lokal gemaßregelt fühlt wie in der Schule und nicht mehr kommen mag? Ministerin Klöckner sollte nach Reubels Ansicht die Finger von den Kindertellern lassen und dafür sorgen, "dass Schokoriegel und Getränke weniger Zucker enthalten".

Im griechischen Traditionslokal Penelope gibt es für junge Gäste Aladin, Arielle oder Schlumpf. Dahinter verbergen sich, teils mit Salat, Souflaki- und Kalamarigerichte oder Spagetti mit Tomatensauce. Die meist kleinen Ausgaben aus dem Angebot für Erwachsene betrachtet Inhaber Wassilis Chassiotis als Anpassung an deutsche Wünsche, aus seiner Heimat kennt er keine Kindergerichte. "Da gibt’s einfach die Hälfte von dem, was die Großen essen."

Eltern in der Pflicht

Die Verantwortung für das, was ihr Nachwuchs bestellt, sieht Chassiotis klar bei den Eltern. Sie wüssten, was und wie viel gut für ihr Kind ist. Seine sechsjährige Tochter liebt Schnitzel, berichtet der Vater, aber das bekomme sie auch nicht jeden Tag. Prinzipiell rät er zu Gelassenheit. "Wenn Familien alle zwei Wochen essen gehen, soll das Kind doch haben, was es sich wünscht." Und wäre die Nachfrage nach Gemüse groß, stünde es in der Rubrik "Für unsere kleinen Gäste".

Im Fürther Gasthof "Zum Tannenbaum" bietet Inhaberin Peggy Rauter Kinder-Schweinebraten, Kloß mit Soß oder Baggers mit Apfelmus an — regulär ohne Salat, denn der sei "nicht so begehrt". Auf Wunsch gibt es die Variante mit. Dass Eltern ihren Kindern im Lokal ausnahmsweise auch mal Cola oder Limonade erlauben, findet Rauter okay. "Die Erwachsenen suchen sich ja auch aus, was sie möchten." Reinreden will sie den Eltern jedenfalls weder beim Essen noch bei den Getränken. Und ein Siegel für gesunde Kinderspeisekarten lehnt sie ebenso ab wie Chassiotis oder Reubel. "Dahinter steckt ja wieder Zwang, Druck, Bürokratie." Weil Rauter aber unter Kindern immer mehr Vegetarier ausmacht, spielt sie mit dem Gedanken, Gemüsebaggers oder Sellerieschnitzel auf die Kinderkarte zu setzen. "Mal sehen, ob das ankommt."

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