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Fürths hohe Inzidenz und das Wirrwarr um die Kita-Quarantäne

Birgit Heidingsfelder

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4.2.2022, 06:00 Uhr
Fürths hohe Inzidenz und das Wirrwarr um die Kita-Quarantäne

© Foto: Roland Weihrauch/dpa

Bundesweit belegen die Nachbarstädte die Plätze 18 und 19, während Erlangen etwa mit einer Inzidenz von 852,4 aktuell weit unten auf der Skala rangiert. Eine pauschale Erklärung liefert das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Wegen der "sehr hohen Fallzahlen" im Zuge der Omikron-Welle und der daraus folgenden Überlastung der Gesundheitsämter, heißt es auf der LGL-Homepage, sei von einem aktuell stärkeren Meldeverzug sowie größeren Schwankungen wegen vermehrter nachträglicher Datenkorrekturen auszugehen. Anzunehmen sei auch eine höhere Dunkelziffer.

Aus der Pressestelle des Landkreises Erlangen-Höchstadt, bei dem das Gesundheitsamt für die Stadt Erlangen und den Kreis Erlangen-Höchstadt angesiedelt ist, spricht man von einem Zeitverzug von drei bis vier Tagen und rechnet in den kommenden Tagen "mit einem deutlichen Ansteigen der Inzidenzzahlen".

Fürths Landratsamtssprecher Christian Ell hingegen erklärt: "Wir haben einen Rückstau bei der Bearbeitung der Fälle, melden aber tatsächlich tagesaktuell ans LGL." Dabei gebe das Gesundheitsamt alle PCR-positiven Fälle, die Labore und Privatpersonen mitteilen, vor der Fallbearbeitung weiter. Korrekturen seien im Nachhinein nur vereinzelt nötig, wenn etwa jemand mit Wohnsitz Nürnberg irrtümlich seine Daten in Fürth hochgeladen habe. Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung hat es "schon lange aufgegeben", die Inzidenz erklären zu wollen. "Die Datenlage in Deutschland ist so chaotisch, da ist nichts mehr vergleichbar."

Wegen der enorm ansteigenden Infektionszahlen - der Inzidenzwert im Landkreis lag am Donnerstag bei 1703,5 - und der Zunahme von Infektionen in Kindertageseinrichtungen hat das Gesundheitsamt Fürth jüngst eine Allgemeinverfügung erlassen. Danach gelten seit einigen Tagen alle Angehörigen einer Kita-Gruppe als enge Kontaktpersonen, wenn bei einem Kind oder einer beschäftigten Person per PCR-Test eine Corona-Infektion nachgewiesen wurde und die Beteiligten in den 48 Stunden vor dem PCR-Abstrich oder Symptombeginn zusammen waren. Man habe den Kitas eine schnellere Handhabe zur Eindämmung der Ansteckungsgefahr in den Einrichtungen geben wollen, so Ell.

Doch ist die Verfügung von heute an hinfällig. Stadt und Landkreis mussten sie widerrufen. Denn aus dem bayerischen Gesundheitsministerium kommen andere Regelungen zum Infektionsschutz und Kontaktpersonenmanagement im Bereich Kindertagesbetreuung.

So geht man nun von einer Häufung von Infektionsfällen aus, wenn sich mehr als 20 Prozent der Kinder einer Gruppe in den letzten fünf Tagen (Wochenende und Feiertage zählen mit) infiziert haben. Bei einem solchen Ausbruchsgeschehen, heißt es in einer Mitteilung des Landratsamts, "soll der Träger die Gruppe schließen". Das Gesundheitsamt könne darüber hinaus Quarantäneanordnungen treffen. Von der Quarantänepflicht ausgenommen sind unter anderem Geboosterte, frisch Geimpfte oder Genesene. Nach der Rückkehr haben die Kinder einen Testnachweis zu erbringen.

50-Prozent-Regelung in Hort und Schule

Für den Hort gelten die Regelungen analog zur Schule, da die Kinder hier wie dort durchgängig Maske tragen und Abstand halten können. Deshalb ist hier von einer Häufung von Infektionsfällen erst dann die Rede, wenn in fünf Tagen "mehr als die Hälfte" der Kinder einer Gruppe oder Klasse positiv getestet wurde. Kultusminister Michael Piazolo (FW) hatte dies für Schulen so angekündigt.

Kommentar von OB Jung: "Wir sind Weltmeister im Erlassen neuer Regelungen." Diese richteten dann oft mehr Schaden an, als dass sie helfen. Besser wären laut Jung "einfache und dauerhafte" Vorgaben statt "wechselhafte und komplizierte".

Für den Virologen Christian Drosten ist klar, dass "die Übertragungsnetzwerke im Moment aus dem Schulbetrieb gespeist werden". Ell bestätigt: "Die Ausbrüche in Schulen und Kitas nehmen seit den Weihnachtsferien zu und kommen immer mehr ins Rollen." Aktuell wisse das Gesundheitsamt von 325 corona-positiven Schülerinnen und Schülern an weiterführenden Schulen in Stadt und Landkreis, von 90 Grundschülern und von 127 Kita-Kindern.

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