Fürths Klinikum verteidigt sich: Kahlschlag "ohne jede Alternative"

23.1.2020, 18:00 Uhr
Fürths Klinikum verteidigt sich: Kahlschlag

© Luftbild: Oliver Acker

In den FN-Kommentarspalten im Internet schlägt die Rodung hohe Wellen. "Unfassbar", schimpft ein Leser, "wenn man gewollt hätte, wäre ein Erhalt möglich gewesen. Die Rasenfläche ist ja riesengroß." Ein anderer pflichtet bei und behauptet: "Auf dem riesigen Areal hätte man genug Möglichkeiten gehabt, die Bäume zu erhalten und die Gebäude darum zu verteilen."

Unter der Überschrift "Kahlschlag am Klinikum" übt auch die Kreisgruppe des Bundes Naturschutz heftige Kritik: "Der BN ist entsetzt über die Fällung der zwölf mächtigen Linden und protestiert gegen dieses rüde Vorgehen." Die Außenanlagen des Krankenhauses hätten dadurch einen wichtigen Bestandteil ihrer "historischen Gestaltung durch Großbaumreihen" verloren.

Zudem beklagt der BN, die Tragweite der Neubauplanungen sei "nicht in vollem Umfang veröffentlicht worden". Die Diskussion darüber habe hinter verschlossenen Türen stattgefunden. Zwar bezweifeln die Naturschützer nicht die Notwendigkeit der Baumaßnamen – das Klinikum braucht unter anderem moderne OP-Säle und wegen des starken Bevölkerungsanstiegs deutlich mehr Betten. Aber in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister will der BN doch wissen, ob vorab ernsthaft Alternativen zu dem nun geplanten Baukörper geprüft wurden.

Den Vorwurf der Heimlichtuerei weist Thomas Jung entschieden zurück. Nicht nur im Krankenhausausschuss, der zugegeben ohne Öffentlichkeit tagt, stand das Thema mehrfach auf der Tagesordnung, sondern auf Wunsch der Grünen auch am 11. Juli 2019 in der öffentlichen Sitzung des Umweltausschusses, in dem mit Grünen-Stadträtin Waltraud Galaske immerhin ein aktives BN-Mitglied sitzt. In der Vorlage hieß es damals: "Das Klinikum wird in der Sitzung das Ausbauziel, die zunächst geplanten Maßnahmen und deren Auswirkungen auf den Baumbestand vorstellen." Jung zufolge bekamen die Stadträte – und alle, die sich hätten informieren wollen – die Baupläne "detailliert" erläutert. Jung: "Einwände hatte niemand, das ganze Vorhaben war nie umstritten."

Alles lief unter der Maßgabe, dass die Wiesen direkt vor dem Hauptgebäude aus den 1930er Jahren nicht bebaut werden dürfen: Der Denkmalschutz forderte, die "historischen Sichtachsen" freizuhalten. Auch sonst bietet das Areal weniger Platz, als manche denken. In der Nordhälfte etwa, hin zur Robert-Koch-Straße, zeigen Luftbilder kein freies Baufeld von ausreichender Größe. Im Süden entsteht auf dem Areal der ehemaligen Kinderklinik bereits die neue Psychiatrische Klinik des Bezirks. Trotzdem wurden zwei Alternativplanungen untersucht.

Zwei Alternativplanungen überzeugten nicht

In Variante eins wäre die Wiese mit dem früheren Hubschrauberlandeplatz, an deren westlichen Rand die Bäume wuchsen, weitgehend frei geblieben. Stattdessen hätte man nach Norden gebaut – und dafür das denkmalgeschützte Gebäude der "Geriatrischen Reha" an der Robert-Koch-Straße abreißen müssen. Nummer zwei sah einen schmaleren Baukörper auf der Wiese vor.

Gegen beide Varianten hätten am Ende etliche betriebstechnische Gründe gesprochen. So hätte der schmale Bau keine "ausreichende Grundfläche für OP- und Intensivbereiche" geboten. Klinik-Vorstand Peter Krappmann beteuert, der Erhalt von "Grün- und Erholungsflächen" – auf dem Gelände stünden immer noch 220 Bäume – sei ihm "ein persönliches Anliegen". Doch das "Jahrhundertprojekt", wie er den Ausbau nennt, sei in der nun geplanten Form "ohne jede Alternative". Baustart ist im Lauf des Sommers.

In einem Punkt muss sich die Stadt dann doch noch korrigieren: Ersatz für die zwölf gefällten Bäume werde nicht, wie irrtümlich verkündet, im Stadtwald gepflanzt, "sondern in der Nähe des Klinikums".

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