Fürths Stadtkasse befindet sich im Krisenmodus

25.3.2020, 06:00 Uhr
Fürths Stadtkasse befindet sich im Krisenmodus

© Foto: Wolfgang Händel

Die zurückliegenden Jahre waren, im Rathaus hat man das immer wieder mit wohliger Genugtuung verzeichnet, richtig fette Jahre. Die örtlichen Unternehmen machten im steten Wirtschaftsboom beste Umsätze, die Gewerbesteuer, die sie an die Kommune zu zahlen hatten, fiel entsprechend opulent aus.

Und auch die Einkommensteueranteile, die in den Stadtsäckel flossen, konnten sich sehen lassen. Kurzum: Die Kasse, sie war prall gefüllt; keine Spur mehr vom düsteren Szenario in Folge der großen Finanzkrise vor zehn Jahren.


So bereitet sich Fürths Klinikum auf mehr Corona-Fälle vor


Klar, dass es derart unbeschwert immer weitergehen würde, damit konnte man nicht unbedingt rechnen – und man rechnete im Fürther Rathaus auch nicht damit. Ein bisschen aber liebäugelte die Stadtspitze schon mit den "goldenen Zwanzigern", die gerne auch finanziell halbwegs golden ausfallen durften.

Und nun das: Quasi über Nacht ist der Krisenmodus zurück, in noch bis vor kurzem ungeahntem Ausmaß. Und er reißt auch einen Oberbürgermeister, der eigentlich nach einem weiteren fulminanten Wahlsieg mit Fug und Recht freudetrunken sein könnte, jäh aus seinen Träumen. Thomas Jung sagt nun, hörbar desillusioniert, im Gespräch mit den FN: "Die fetten Zeiten sind schneller vorbei als wir uns das gewünscht hätten."

Auf Jahre hinaus werde die Corona-Krise zu massiven Verwerfungen führen. Im ganzen Land, für das sich die Kosten nach neuesten Schätzungen von Experten auf bis zu schier unfassbare 730 Milliarden Euro summieren könnten, aber auch in Fürth. Jung befürchtet, dass 10 bis 20 Prozent der hiesigen Gewerbebetriebe eine existenzielle Bedrohung erleben. Nach "aktuellen vorsichtigen Schätzungen", so der Rathauschef am Dienstag, könnten in Fürth die Gewerbesteuereinnahmen um bis zu 50 Prozent zurückgehen, die Einkommenssteuereinnahmen um 20 Prozent - insgesamt könnten so 60 Millionen Euro fehlen.

Werden also, wie damals nach der Finanzkrise schon einmal, Sparpakete in Fürth erforderlich, die schmerzhaft in alle gesellschaftlichen Bereiche hineinwirken? "Noch nicht", meint Jung, es werde "keine Streichorgien" geben. Das sei vor allem dem Hamstern der vergangenen Jahre zu verdanken, in denen die Stadt rund 80 Millionen Euro Rücklagen schaffen konnte.

Das, räumt Jung ein, "klingt nach sehr viel". Doch wenn die kommunalen Einnahmen nun wegen stark krisengeschwächter Unternehmen einbrechen, werde man schnell und sehr viel kräftiger in die Sparschatulle greifen müssen als geplant.

 

Klinikum ist gesetzt

 

Deshalb gelte es jetzt, genau hinzuschauen: Was von alledem, das man sich für die kommenden Jahre vorgenommen hatte, ist noch realistisch, was hat Priorität? "Gesetzt", weil unverzichtbar, sei für ihn die – nun vielleicht mehr denn je – notwendige Erweiterung des Klinikums. Aber auch den Bau oder Umbau von Schulen und Kitas könne Fürth nicht aufschieben.

Anders sieht es schon mit den Sahnehäubchen aus – wie etwa Jungs Lieblingsprojekt, der aufwendigen Neugestaltung des Helmplatzes hinter der Feuerwache samt angrenzender Uferpromenade an der Pegnitz. Soll man sich Vorhaben wie diese, die zwar das Stadtbild deutlich aufwerten könnten, aber nicht zwingend nötig sind, wirklich noch leisten?

"Alles muss auf den Prüfstand", kündigt das Stadtoberhaupt an. Vielleicht wird das auch schon diesen Mittwoch (14 Uhr) eine Rolle spielen, wenn sich der Stadtrat zur Sitzung trifft. Die findet trotz Corona-Krise statt, aber wegen Corona-Krise in deutlich reduzierter Besetzung und an ungewohnter Stelle: Um die derzeit angemessene soziale Distanz zu gewährleisten, treffen sich die Kommunalpolitiker nicht im Rathaussaal, sondern im großen Saal der Stadthalle.

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