Herbstputz: Gärtner, seid nicht zu ordentlich!

23.10.2019, 16:00 Uhr
Herbstputz: Gärtner, seid nicht zu ordentlich!

© Hans-Joachim Winckler

Vielen Hobbygärtnern steht ob der zahlreichen Arbeiten, die jetzt vor dem Wintereinbruch anstehen, der Schweiß auf der Stirn. Dabei muss das gar nicht sein. Wer nämlich die letzten Sonnenstrahlen draußen genießt, ohne zu ackern, tut sich und der Tier- und Pflanzenwelt viel Gutes. Denn gerade Gärten, die nicht penibel aufgeräumt in die Vegetationspause gehen, bieten allerhand Getier Unterschlupf. Etwa, wenn das Laub liegenbleiben darf. "Unter Sträucher und Hecken gekehrt, sind die Blätter ein guter Frostschutz für die Pflanzen", sagt Sonja Dölfel, Sprecherin beim Landesbund für Vogelschutz. Aber auch Käfer und Asseln verkriechen sich darin – was wiederum Amseln und Kohlmeisen freut. Sie kann man dabei beobachten, wie sie emsig das Laub umdrehen, um an diese Leckerbissen zu kommen.

Aber nicht nur unter der Blätterschicht überwintern Insekten, darunter fleißige Blattlausvertilger wie Florfliege oder Marienkäfer. Sie nisten sich auch in Stängeln von abgeblühten Stauden ein oder finden in deren Blattachsen Unterschlupf. "Am besten ist es, mit dem Rückschnitt bis zum März zu warten", empfiehlt Dölfel. Wer die vertrockneten Triebe dennoch lieber jetzt schon entfernen möchte, sollte sie bündeln und aufrecht in einer Ecke stehen lassen. So können sich auch Vögel noch an den Samenständen laben und Insekten ein Winterquartier darin finden.

Auch der Häcksler darf im naturnahen Garten gerne Pause machen. Wer Material vom Hecken- oder Baumschnitt hat, sollte dieses möglichst nicht zerkleinern, sondern entweder als unterste Schicht in einem Hochbeet nutzen oder einen Totholzstapel aufschichten. Darin fühlen sich Vögel, Igel und andere kleine Säugetiere wohl. Wenn der Platz fehlt, kann man auch einen einzelnen Ast aufstellen, wo sich im Frühjahr gerne verschiedene Insekten ansiedeln.

Über den Winter hinaus reicht auch der Nutzen von Gründüngerpflanzen wie Buchweizen oder Winterwicke. Sie kann man in diesen Tagen noch auf abgeernteten Gemüsebeeten ansäen. Dort schützen sie den Boden vor Wind, Regen und Frost, lockern die Erde mit ihren Wurzeln und bieten Kleinstlebewesen Nahrung. Wer Feldsalat aussät, kann darüber hinaus selbst noch vitaminreiche und schmackhafte Blätter ernten. Im Frühling werden die Pflanzen dann einfach untergehackt und zerfallen zu wichtigem Humus.

Apropos Frühling: Wenn die ersten Sonnenstrahlen wieder wärmen und die Insekten nach der Winterstarre ausfliegen, brauchen sie reichlich Pollen und Nektar. Beides bieten heimische Zwiebelpflanzen wie Krokus, Blausternchen oder Traubenhyazinthen. Sie sollten jetzt noch schnell gesetzt werden.

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