Gebrauchtes hat Hochkonjunktur

18.6.2010, 00:00 Uhr
Gebrauchtes hat Hochkonjunktur

© Ralf Rödel


Über mangelnde Nachfrage kann sich Gisela Pribuss nicht beklagen. Die Geschäftsführerin des Sozialkaufhauses in der Leyher Straße denkt bereits an die Eröffnung einer Filiale in Nürnberg. Die Ware stammt aus Haushaltsauflösungen, wird sortiert und nach Discountermanier vermarktet. „Die Bedürftigkeit nimmt zu“, weiß Pribuss. Manchmal reicht das Geld selbst für billiges Gebrauchtes nicht mehr. Auf Wunsch wird die Ware dann zurückgelegt, bis der Kunde wieder flüssig ist.

Dass die Armut wächst, merkt auch Walter Bartl, Geschäftsführer des Wertstoffzentrums Veitsbronn mit weiteren Gebrauchtwarenhöfen in Bislohe, Heilsbronn, Höfen und Altenfurt. 380 Mitarbeiter – die meisten über Beschäftigungsmaßnahmen der Arge – sind in den Betrieben tätig. Was hier verkauft wird, stammt neben Privatanlieferungen und Einzelabholungen nach Vereinbarung zum Großteil aus Haussammlungen. Alle sechs bis acht Wochen wird en gros eingesammelt — und das bereits seit neun Jahren. In jüngster Zeit bekommt das Wertstoffzentrum jedoch zunehmend Konkurrenz.

160 Euro für eine Tonne Schrott

Die gestiegenen Wertstoffpreise haben das Sammeln auch für Kleingewerbe wieder interessant gemacht. Für die Tonne Schrott etwa gibt es laut Bartl zwischen 150 und 160 Euro. Das Wertstoffzentrum sammelt jedoch unabhängig vom Marktpreis, weil der soziale Beschäftigungsaspekt und nicht das wirtschaftliche Interesse im Vordergrund steht. Dass private Sammler ihm das Wasser abgraben könnten, fürchtet Bartl nicht. Schließlich entschieden immer noch die Bürger, wem sie ihre Wertstoffe zukommen ließen. Und hier könne eine gemeinnützige Einrichtung wie das Wertstoffzentrum punkten.

Selbst für die Stadt Fürth rechnet sich die Wiederverwertung. 60 bis 70 Euro pro Tonne sichert sie sich mit der Altpapiersammlung. Auch die Biomüllsammlung zur Kompostierung durch Landwirte gehört nach den Worten von Umweltamtsleiter Johann Gerdenitsch zu den Kostendämpfern. Denn für die Restmüllverbrennung in Nürnberg muss die Stadt 190 Euro pro Tonne zahlen. Gut ausgelastet sind denn auch die beiden städtischen Recyclinghöfe an der Jakobinenstraße und am Solarberg. Hier können Privatanlieferer aus Fürth neben Metall, Altglas und Kunststoff auch Elektroschrott und Altholz anliefern.
 

15 Flaschen für ein Frühstück

Dass in der Wegwerfgesellschaft noch erhebliche Einnahmequellen sprudeln, haben Bedürftige längst entdeckt. Das Interesse an Abfallkörben nebst Altkleider- und Glascontainern in Stadt und Land hat deutlich zugenommen. In Parks und Grünanlagen werden Papierkörbe regelmäßig nach verwertbaren Pfandflaschen durchsucht. Dem Umweltamtsleiter ist diese Entwicklung nicht entgangen, für die eine Bundespolitik verantwortlich macht, die polarisiert.

Gerdenitsch kann das Interesse am Müll durchaus verstehen. „15 Pfandflaschen sichern ein Frühstück“, gibt er zu bedenken. Für die Stadt selbst lohne sich das Einsammeln der Pfandflaschen wegen des hohen Personalaufwandes und der vergleichsweise geringen Einnahmen nicht.

Die durchaus lukrative Altkleidersammlung hat die Kommune einem privaten Anbieter überlassen. Eine eigene Kleiderkammer hat die evangelische Kirchengemeinde St. Paul im Dr.-Martin-Luther-Heim in der Benno Meyer Straße eingerichtet Parallel zur Essensausgabe der Tafel im gleichen Haus werden hier gespendete Textilien gegen ein geringes Entgelt an Bedürftige abgegeben.