Gemeinde Wilhermsdorf droht Hausbesitzer mit Enteignung

1.10.2016, 14:00 Uhr
Gemeinde Wilhermsdorf droht Hausbesitzer mit Enteignung

© Foto: Heinz Wraneschitz

Für 27. September habe der Investor angekündigt, die Abbrucharbeiten in Auftrag zu geben. Und schon zwei Wochen nach Auftragsvergabe werden erste Gebäude fallen, schätzte Emmert. Mit den Arbeiten könne begonnen werden, nachdem das Landratsamt dem 60-seitigen Abbruchantrag des Bauherren des Einkaufsmarkts nicht widersprochen hat. Den dazugehörigen Bebauungsplan (B-Plan) hatte der Gemeinderat wie berichtet bereits im April abgesegnet, seit Juli ist er rechtsgültig.

Im Wesentlichen sieht der B-Plan neben dem Bau des Einkaufszentrums selbst die Teilverlegung der Gartenstraße vor: Die mündet aktuell direkt am Gleisübergang in die Bahnhofstraße. Das ist der Bahn AG seit langer Zeit ein Dorn im Auge.

Kaum öffentlich beachtet wurde bisher die im Plan eingezeichnete zweite Zufahrt zum Markt von der Bahnhofstraße her. Sie ist genau dort vorgesehen, wo heute das Haus Nr. 12 steht, mit einem Dönerladen im Erdgeschoss. Dieses ansonsten leere Haus – sein Besitzer wohnt in Veitsbronn – müsste abgerissen werden.

„Die Verhandlungen wegen der zweiten Zufahrt sind noch nicht abgeschlossen. Sie ist auch nicht unbedingte Voraussetzung für den Markt. Aber sie ist wünschenswert, weil sie einen zentrumsnahen Zugang darstellt“, erklärte der Bürgermeister im Ratsgremium.

Im Plan wirkt dieser Zugang eher schmal, für Fußgänger und Radler geeignet. Der jetzt bestehende kleine Durchgang zwischen den Häusern Bahnhofstraße Nr. 10 und 12 reicht dafür aber nicht. Nach Emmerts Aussage laufen seit zwei Jahren Verhandlungen mit dem Hausbesitzer. Aber „im Sommer wurden sie abgebrochen; erst seit dieser Woche führen wir wieder Gespräche“, erläuterte der Bürgermeister die aktuelle Situation.

Außerdem habe die Gemeindeverwaltung „prüfen lassen, welche rechtlichen Möglichkeiten wir haben“. Das klingt sehr diplomatisch. Anders liest sich das in einem Schreiben einer Nürnberger Anwaltskanzlei an den Dönerhaus-Besitzer, das der Redaktion vorliegt: „Sollte Ihrerseits keine Zustimmung zu einem freihändigen Erwerb zu den (von der Gemeinde, d. Red.) genannten Bedingungen folgen, wird der Markt Wilhermsdorf Antrag auf Einleitung eines Enteignungsverfahrens bei der Enteignungsbehörde stellen.“ Dabei will jener Besitzer eigentlich verkaufen. Nur sorgt er sich um den Mieter des Dönerladens: Dem werde beim Abriss seines Hauses die Existenzgrundlage entzogen. Das bestätigt der Imbiss-Betreiber.

Im neuen Einkaufsmarkt jedenfalls scheint bislang für einen Dönerstand kein Platz vorgesehen zu sein. Emmert nannte die wesentlichen Daten des Gebäudes: Länge 100 Meter, Höhe 7,20 Meter. Rewe habe einen Vollsortimenter mit 1200 Quadratmetern (qm) geplant, dazu einen 600 qm großen Getränkemarkt. Der Projektentwickler habe zudem einen Mietvertrag mit Rossmann abgeschlossen für einen Drogeriemarkt mit 800 qm Fläche. Auch ein Backshop sei fix. Kleinere Flächen sind laut Emmert in diesem ersten Gebäude noch frei, der zweite Bauabschnitt ist noch nicht vollständig geplant.

Doch zunächst müsse der erste Bauabschnitt fertig werden: „Irgendwann im Oktober wird etwas zu sehen sein“, doch schon in dieser Woche würden die Anwohner informiert, so Emmert. Auch für den noch bestehenden Netto-Markt auf dem künftigen Baugelände sah er keine aktuellen Probleme: Dieses Gebäude werde erst abgerissen, wenn der neue Einkaufsmarkt stehe.

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