Genie der Waldarbeit

21.10.2012, 09:00 Uhr
Genie der Waldarbeit

© Leberzammer

Als wäre es lediglich ein Sträußlein Blumen, so einfach hebt der 22 Meter lange Ausleger des Fällkrans die tonnenschwere Baumkrone einer Kiefer über den Zaun des Brunnenhäuschens. Bedient wird das eindrucksvolle Gerät von Fachleuten der Firma MB-Baumdienste aus Hessen. Mitarbeiter der zuständigen Forstbehörde und der Stadtwerke Stein stehen dabei und zeigen sich recht beeindruckt.

„Das ist die momentan innovativste und sicherste Technik“, erklärt Klaus John vom Forstrevier Roßtal des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Ohne das auf dem Fahrgestell eines Autokrans konstruierte Spezialgerät hätten die bis zu 25 Meter hohen Bäume aufwändig von an Seilen gesicherten Kletterern Stück für Stück abgetragen werden müssen. Dank seiner kraftvollen hydraulisch betriebenen Greifarme und der integrierten Motorsäge ist die Kiefer in drei Arbeitsgängen verschwunden.

Ein echter Alleskönner der Waldarbeit, der jedoch auch den unerbittlichen Gesetzen der Physik unterworfen bleibt: Beim Ablegen des knapp zehn Meter langen Abschnitts wird die Säge durch die enormen Hebelkräfte eingeklemmt und die Kette reißt. „Vorführeffekt“, meint MB-

Mitarbeiter Andreas Niebergall trocken und steigt aus seinem Führerhaus. Während er zwischen den aufgestapelten Stämmen nach der lädierten Kette sucht, macht sich sein Kollege Olaf Noske schon daran, die Säge wieder einsatzbereit zu bekommen. Das ist eine Sache von Minuten. Die alte Kette muss zwar repariert werden, doch die neue ist rasch aufgezogen.

8000 Euro Miete

Zwei Tage lang ist das Duo im Steiner Rednitzgrund und kommt mit den drei beweglichen Achsen des Fällkrans dabei auch um die engsten Kurven. „So ein Gerät kommt überall dort zum Einsatz, wo es schützenswerte Bereiche gibt“, erläutert Klaus John. An den beiden Brunnenhäuschen ist das zweifellos der Fall. Sollte nämlich einer der Stämme den Zaun oder gar das Gebäude selbst beschädigen, dürften die Sanierungskosten schnell und unerwartet aus dem Ruder laufen.

Gut 8000 Euro kostet die zweitägige Miete des eine Million Euro teuren Krans samt Bedienung. „Für uns stand bei der Entscheidung die Sicherheit an erster Stelle“, betont John. Außerdem gehe es damit deutlich schneller als auf herkömmlichem Weg mit Baumkletterern. Als Ausgleich und in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde werden nach Abschluss der Fällarbeiten unter anderem Nistkästen für Fledermäuse und Eulen in der Nähe der Brunnenhäuser angebracht. Zuschauer waren beim Einsatz des einzigartigen Krans zwar nicht erwünscht – aus Sicherheitsgründen warnte ein Absperrband Spaziergänger vor dem Betreten des Areals. Der eine oder andere Autofahrer könnte allerdings bereits Bekanntschaft mit dem MB-Fällkran gemacht haben. Dank seines kleinen Sicherheitsbereichs wird der nämlich auch bei Fällarbeiten an Autobahnen genutzt. „Früher musste dafür die ganze Strecke gesperrt werden, mit diesem Kran reicht eine Spur“, weiß Förster Klaus John.

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