Genossen feierten Geburtstag

19.10.2012, 16:00 Uhr
Genossen feierten Geburtstag

Einen Überraschungsgast hatten die Sozialdemokraten zu ihrer Jubiläumsfeier im Gasthof Grüner Baum versprochen — und sie hielten Wort. Doch zunächst einmal durfte der Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Horst Arnold an die Gründung der Fürther SPD vor 140 Jahren in eben jenem Wirtshaus erinnern. „Ohne die ganze Chronik aufdröseln zu wollen“, wie er sagte, ging Arnold auf die Eckpfeiler der SPD-Geschichte ein sowie auf besondere Ereignisse wie den Besuch Kurt Schumachers, der 1946 vor 4000 Menschen gesprochen haben soll. Nicht unerwähnt ließ er die drei sozialdemokratischen Oberbürgermeister, die in Fürth regierten: Hans Bornkessel (1946—1964), Uwe Lichtenberg (1984—1996) und den amtierenden Rathauschef Thomas Jung. „140 Jahre SPD, das ist ein wesentlicher Bestandteil der Stadtgeschichte, ohne den Fürth heute nicht so dastehen würde“, schloss Arnold seine Rede.

Genossen feierten Geburtstag

© FN-Archiv

Anders als bei manch unglücklichem Auftritt der Vergangenheit sprach der Kreischef engagiert und schwungvoll — wohl wissend, dass er unter besonderer Beobachtung steht, seitdem er seine schweren Alkoholprobleme eingestanden und in den FN eine Therapie angekündigt hat. Im Grünen Baum war von diesen Turbulenzen nichts zu spüren; auch nicht vom Ärger mancher Genossen, die es missbilligen, dass hochrangige Parteifreunde Arnold zum Gang an die Öffentlichkeit gedrängt haben. Seine Nominierung für die Landtagswahl 2013 liegt erst einmal auf Eis.

Ude stürmt den Saal

Auch Arnold selbst ließ sich nichts anmerken. In einer Programmpause lief er durch die Reihen, begrüßte viele Genossen mit Handschlag. Wilhermsdorfs Bürgermeister Harry Scheuenstuhl legte fast demonstrativ den Arm um ihn und ließ zwei Schulterklopfer folgen. Dass Arnold an diesem Abend gleich zweimal betonte, wie wichtig es sei, in der Partei zu reden und aufeinander zuzugehen, dürfte immerhin als Verweis auf die aktuell nicht einfache Situation in der SPD verstanden werden.

Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung fasste sein Grußwort kurz. Dass seine Partei im Stadtrat seit 2008 die absolute Mehrheit hat, sei keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis harter Arbeit. Trotzdem widerstehe man „bescheiden“ der Versuchung, „mit der absoluten Mehrheit in Fürth richtig auf die Pauke zu hauen“, sagte Jung und betonte, sein Ziel sei stets eine „solidarische Stadtgesellschaft“, die nicht ausgrenzt.

Ganz und gar nicht bescheiden trat der Überraschungsgast auf: Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, der sich rasch als Udes früheres Nockherberg-Double Uli Bauer entpuppte. Mit vollem Einsatz am Rednerpult und am Klavier nahm Bauer den selbstbewussten SPD-Kandidaten, der 2013 trotz aktuell eher mäßiger Umfragezahlen nur zu gerne Horst Seehofer als Ministerpräsident beerben würde, auf die Schippe und hatte die Lacher auf seiner Seite.

Der langanhaltende Beifall, den Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly für seine Gastrede erhielt, blieb Bauer allerdings verwehrt. Gewohnt souverän und locker gab Maly seinen Genossen das Gefühl, dass sie „durchaus stolz auf die gute alte Tante SPD“ sein könnten, die sich immer wieder verändern müsse, um nicht „eingewickelt in ihren Traditionsfahnen zu erstarren“.

Für die nahe Zukunft der Sozialdemokratie nannte Maly klare Ziele: das Land brauche ein gerechteres Steuersystem, einen flächendeckenden Mindestlohn und eine öffentliche Daseinsvorsorge, deren Zugang nicht vom Geldbeutel abhängt. Zudem müsste der Finanzmarkt gebändigt und Deutschland auf den Weg in eine Bildungsrepublik gebracht werden. Maly ließ sich in seinem Redefluss auch vom wiederkehrenden Pfeifen des Mikrofons nicht bremsen — es sollten die einzigen Misstöne bleiben, die an diesem Abend laut wurden.

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